: Treuhand: Mit Riva gegen Ruhrbarone
■ Der italienische Stahlkonzern Riva soll Arbeitsplätze im Osten erhalten / Spielt die EG mit?
Berlin (taz/AFP) – Das existenzbedrohte Eko-Stahlwerk in Eisenhüttenstadt soll an den italienischen Riva-Konzern verkauft werden. Diese Absicht hat gestern Treuhand-Vorstandsmitglied Hans Krämer in Berlin bekundet. Mit Erleichterung wurde diese Meldung von Brandenburgs Wirtschaftsminister Walter Hirche registriert. Denn mit dem italienischen Stahlkonzern, der bereits die Stahlstandorte in Hennigsdorf und der Stadt Brandenburg übernommen hat, hat das Bundesland bislang nur gute Erfahrungen gemacht: Trotz Stahlkrise hat Riva alle Investitions- und Arbeitsplatzzusagen gehalten. Westdeutsche Stahlkocher, mit denen die Treuhand ebenfalls noch verhandelt, sind dagegen als die großen Plattmacher im Osten aufgefallen.
Die gute Nachricht für Eisenhüttenstadt – eine Stadt, die zu DDR-Zeiten rund um das Stahlwerk errichtet wurde – hat allerdings einen Haken: Die EG-Kommission, die schon einmal ein Riva-Konzept für Eko abgelehnt hat, muß überzeugt werden, daß dort nicht mit staatlichen Subventionen neue Kapazitäten hochgezogen werden – auch wenn Riva als Kern des Konzepts eine neue Warmwalzanlage baut. Wie das gehen könnte, schlug Krämer gestern indirekt seinem bevorzugten Verhandlungspartner vor: Für die Warmwalzanlage solle Riva ein privatwirtschaftliches subventionsfreies Konzept vorlegen. Die Staatsgelder sollen dafür in die Modernisierung der alten Anlagen fließen. Schließlich, so das Kalkül, hat die EG- Kommission in anderen Fällen akzeptiert, daß Modernisierungen in Ostdeutschland subventioniert werden.
„Niemand hat diesen Fisch endgültig an der Angel“, beschwichtigte Krämer gestern in Richtung der Ruhrbarone, die hektisch ihre „großen Bedenken“ betonten. Riva, so Krämer, müsse seine Wirtschaftlichkeitsprüfung „sehr kurzfristig“, und zwar in den nächsten Tagen, vorlegen. dri Tagesthema Seite 3
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