Jenseits der Moden

■ Schwarze Kultur ist Thema der Blackbox im Alabama

An der Schnittstelle der kulturellen Disziplinen zu arbeiten, um so „die verschiedenen Sinneswahrnehmungen zu kombinieren“, lautet, etwas vollmundig, das Ziel, das sich die fünf Mitglieder von Freestyle e.V. gesetzt haben. Ihr erstes Projekt Blackbox umkreist mit Filmen und Live-Auftritten das Thema schwarze Kultur in ihrer Geschichte. Im Abstand von drei Wochen folgen Themenabende zu Jazz, Black Female Poetry und Hip-Hop im Alabama-Kino auf Kampnagel.

Helmut Heuer, DJ und einer von fünf Freistilern, stellt dabei die Inhalte in den Vordergrund. „Der Mojo-Club oder neue Zeitschriften wie Boom reduzieren schwarze Kultur weitgehend auf eine Stilfrage. Wir möchten keine Mode oder Benimmregeln mitverkaufen, sondern vielleicht eine inhaltliche Auseinandersetzung anregen.“ Deshalb ist für den gelernten Anglisten auch die Lesung der englischen Dichterin Patience Agbabi das „Lieblingskind“ unter den Veranstaltungen. Die aus Nigeria stammende Black Poetress wird ihre frauenbewegten, „wurzeligen“ Texte via Buchverkauf vor der Lesung auch für deutsche Ohren besser zugänglich machen.

Leider wurden die Filme zu den ersten beiden Themen vertauscht. So wird Love to be in love über eine Jazz-Sängerin aus den 30er Jahren drei Wochen vor Patience Agbabi abgespult. Vor und nach dem Augenschmaus tritt das englische Hip-Hop-Trio Free Speech vor die Leinwand und bedient sich mit Samples bei Dizzy Gillespie und Konsorten. Das sehr persönliche Gillespie-Portrait A Night in Havanna zeigt den pausbäckigen Trompeter während des kalten Krieges mit Fidel Castro die „Friedenszigarre“ schmauchend.

Nach Jazz und Black Poetry endet die Blackbox in der Gegenwart mit Def by Temptation, einem Streifen, der über den Soundtrack das Lebensgefühl von Hip-Hop einfängt. Dazu tritt vor der erkalteten Leinwand mit 2 Ruff ein Hamburger Hip-Hop-Quintett auf, das live schon bewiesen hat, daß akzeptabler Rabauken-Hop zum Mithüpfen nicht in L.A. wurzeln muß. Als Bonbon und Zusammenfassung der Reihe kommen tags darauf die Poets of Peeze aus der Vorstadt. Gekonnt verbinden die rappenden Friedensdichter, gemäß der Blackbox-Idee, Jazz mit Poetry und fettem Hip-Hop.

Volker Marquardt

5. und 6. November: Free Speech, Film: „Maxine Sullivan - Love to be in love“

7. November: „International Sweethearts of Rhythm“, „Tiny & Ruby - Hell Divin' Women“

14. November: „Looking for Langston“, „Young Soul Rebels“

26. und 27. November: Patience Agbabi, Film: „Dizzy Gillespie - A Night in Havanna

10. Dezember: Blackbox-Party

17. Dezember: 2 Ruff, Film: „Def by Temptation“,

Alabama Kino, Beginn der Veranstaltungen jeweils 22.00 Uhr