Kur oder Kurs bei Asthma?

■ Modellprojekt in Bremen soll optimale Behandlung für asthmakranke Kinder erforschen

Training, Therapie oder Tabletten, Kur oder Kurs? Acht bis zehn Prozent der 60.000 Bremer Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren leiden unter Asthma. Wie ihnen am besten geholfen werden kann, ist Thema eines Modellprojektes, das jetzt die Techniker-Krankenkasse (TK) Bremen in Kooperation mit der Universität und den Kuranstalten in Bad Lippspringe durchführt.

Eine sechswöchige Asthmakur kostet 9.000 Mark. Die Kassen haben deshalb ein natürliches Interesse daran herauszufinden, ob es Behandlungsmethoden gibt, die billiger und effektiver sind. Zum Beispiel ambulantes Asthamatraining am Wohnort (Kosten ca. 1.500 Mark) oder eine stationäre Intensivkur (ca. 2.700 Mark). Ernst Thiel, Leiter der TK Bremen: „Wenn man so Geld sparen kann, dann ist das sicher der angenehmste Weg.“

Geplant ist folgendes: 60 Kinder absolvieren in Kleingruppen zunächst ein sog. ambulantes Asthmatraining beim Institut für Klinische Psychologie der Uni Bremen. Dort sollen sie vor allem „Selbstmanagement“ lernen, sagt Prof. Franz Petermann. Dazu gehören Entspannungsübungen, Anleitung zum Medikamentengebrauch, die Vermittlung von Wissen über die Krankheit usw. „Die Kinder sollen hier lernen, mit ihrer Krankheit richtig umzugehen.“ Wer seine Krankheit und ihre Zeichen richtig einschätzen lernt, „kann bis zu Zweidrittel aller Asthmaanfälle verhindern.“ Die Kurse finden zum Teil unter Einbeziehung der Eltern statt.

Eine zweite Gruppe von ebenfalls 60 Kindern absolviert neben dem ambulanten Training an der Uni Bremen einen Intensiv-Reha-Kurs an einer Kurklinik in Bad Lippspringe. Der dauert zwölf Tage und ist ohne Eltern. Dort lernen die Kinder ebenfalls, Selbsterfahrungen mit der Krankheit in Alltagshandeln umzumünzen. Dr. Mladen Debelic vom Cecilienstift in Bad Lippspringe: „Wir können den Kindern dort anschaulich klarmachen, was beispielsweise beim Inhalieren in der Lunge passiert, und durch Experimente die Veränderungen durch Medikamente erfahrbar machen.“

Eine dritte Gruppe von 60 Kindern wird bei niedergelassenen Bremer Ärzten weiter nach herkömmlichen Therapien behandelt. Das ist die sog. „Vergleichsgruppe“, die zu wissenschaftlichen Zwecken untersucht werden muß. Die Kinder dieser Gruppe werden dann zu einem späteren Zeitpunkt zur Intensiv- Reha geschickt, versichert Thiel.

Nach Ablauf des auf drei Jahre angelegten Versuchs werden die Ergebnisse ausgewertet. Als Vergleichsmaßstab dienen u.a die Fehltage der Kinder in der Schule, die Anzahl der Krankenhausaufenthalte, die sportlichen Aktivitäten und natürlich medizinische Parameter.

Das Modellprojekt soll nicht nur für TK-versicherte Kinder gelten. „Wir weisen aber darauf hin, daß es für die uns schwierig würde, die Kosten eines bei uns nicht versicherten Kindes zu übernehmen“, sagt Thiel. Damit ist klar: Kinder anderer Kassen brauchen das Okay für die Kostenübernahme durch ihre eigene Krankenkasse. mad