Verkrampftes Klassik-Verhältnis

■ klassik komm: Messe, Kongress, Fest in Köln und Hamburg

Klassische Musik muß populärer werden: Ergebnis einer zwei Tage langen Diskussion von rund 100 Experten aus Musikwissenschaft, Politik und Kultur. Am vergangenen Mittwoch stellten die Damen und Herren ihre Ideen im Congress Centrum Hamburg (CCH) vor. So wurde, nach der Kölner Unterhaltungsmusik-Messe Popkomm, jetzt die klassik komm aus der Taufe gehoben: Alle zwei Jahre soll diese Messe helfen die klassische Musik besser unter das Volk zu bringen – oder, wie es die Veranstalter ausdrücken, „der Kommunikation zwischen Industrie, Künstlern und Medien dienen.“ Die Plattenindustrie wird dort vertreten sein, ebenso wie Hochschulen, Konzertveranstalter, Musiker und Komponisten. Mal in Hamburg, mal in Köln findet die Mischung aus „Messe, Kongress und Festival“ statt.

Hohe Ziele hat man sich gesetzt: Der Nachwuchs muß gefördert, die musikalische Erziehung besser werden und Idole müssen her. Michael Jackson oder Madonna für die Klassik wären nicht schlecht – vor allem für die Umsätze. Es wird jungen Leuten heute einfach zu schwer gemacht, in die Klassik einzusteigen“, meint zum Beispiel der Geschäftsführer von Polygram Klassik, Oliver Schulten. „Im Gegensatz zu England und Amerika haben wir ein relativ verkrampftes Verhältnis zu Klassik.“ Schulten hält daher eine „Klassik-Charts-Liste“ für unbedingt notwendig. Durch diese Methoden seien leichter zusätzliche Verkaufsstellen zu finden.

Wird Köln also eine klassik konsum Veranstaltung? Laut Messe-Organisator Dieter Gorny läuft es heute nicht anders: „Dem Kunstfaktor Musik können wir nur helfen, wenn wir den Wirtschaftsfaktor akzeptieren.“ Da ist der Geschäftsführer der Deutschen Phonoakademie, Werner Hay, anscheinend auf dem richtigen Weg: „Ein Thema, was in Köln zu diskutieren sein wird ist, ,Was können die elektronischen Medien tun, um neue und jüngere Hörerschichten über den Zirkel der Klassikfans hinaus zu erreichen'?“ Nach „Best of Beethoven“ und „Dreams of Classics aus der Rundfunk- und TV-Werbung“ jetzt vielleicht eine Art „Klassik-MTV“? Unser Vorschlag: „Super-Mario-3“ untermalt mit der Musik von Tschaikowskys 1812. nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnach