Azubi verzweifelt gesucht

■ Prognose: Betriebe kloppen sich um Nachwuchs

Schon jetzt sendet mancher Berufsverband Werbespots im Radio für seine Azubi-Stellen. Heute hat kaum ein Jugendlicher noch Lust zum Brötchen backen oder einem der anderen „unattraktiven Berufe“. Dem Arbeitsamt schwant seit Auswertung der neuesten Statistiken für die Zukunft Böses. Bei einer gleichbleibenden Zahl der Arbeitsplätze würden in sechs Jahren noch nicht einmal alle Jugendlichen zusammengenommen ausreichen, um die heute 50 bis 65jährigen aufzufangen, die dann in Rente gehen.

Heute gibt es in Bremen fast 7.000 Ausbildungsplätze. Diese Zahl wird über das Jahr 2000 hinaus so bleiben, hat das Arbeitsamt herausgefunden. Alle Jugendlichen auf Ausbildungsplatzsuche werden in den nächsten Jahren also auch einen bekommen. Ob es ihnen jedoch gelingt, einen Platz in einem der „Weiße- Kragen-Berufe“ (Arbeitsamtformulierung) zu ergattern, ist fraglich. Dort ist der Andrang groß. „Die allgemeine Tendenz ist, sich nicht mehr die Hände schmutzig zu machen“, erklärt Arbeitsamtssprecher Rauch. Im verarbeitenden Gewerbe, wie zum Beispiel dem Handwerk, Maschinenbau oder Elektrotechnik, sind dagegen noch größere Lücken zu erwarten. Die offenen Arbeitsplätze im Gewerbe würden nicht mehr besetzt werden können.

Im Vergleich zu früher sind die beruflichen Qualifikationen enorm gestiegen. Wenn noch vor 20 Jahren etwa 40 Prozent aller Beschäftigten überhaupt keine Ausbildung hatten, werden es im Jahr 2010 voraussichtlich nur noch 10 Prozent sein. Diesem Trend entsprechend hat sich die Zahl der Studenten in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Der statistische Anteil der Universitäts- und FachhochschulabsolventInnen werde auch in Zukunft deutlich höher sein.

Sogenannte Schlüsselqualifikationen — z.B. Beherrschung moderner Kommunikationssysteme und EDV oder Fremdsprachen — gewinnen zunehmend an Bedeutung. Und das bedeutet: Die Fähigkeit zum Lernen muß bereits mitgebracht werden — denn gelernt werden muß ein Leben lang. vivA