■ Kommentar: Koalition der Vernunft
Am Beispiel der Stadtwerke ist zur Zeit das Grundproblem Bremens in Miniaturausgabe zu studieren. Jahrzehntelang haben SPD und ÖTV das kommunale Energieunternehmen als Selbstbedienungsladen mißbraucht: hier ein Essen, da ein Geschenk, hier eine Vergünstigung, dort ein Pöstchen und reichlich Bares an die eigene Klientel. Nachdem der dicke Filz Stückchen für Stückchen ruchbar wurde, wollte es plötzlich niemand gewesen sein. Allen voran das Schulbeispiel des Filzokraten, Jörg Willipinski.
Vom ÖTV-Vertreter auf der Arbeitnehmerbank des Aufsichtsrats avancierte er zum Vorstandsmitglied und konnte sich im Untersuchungsausschuß Stadtwerke partout an nichts mehr erinnern — außer daran, daß seinen Gönner Klaus Wedemeier garantiert keine Schuld an den eigenen Vergüngstigungen träfe.
Daß dieser Mann möglichst schnell gefeuert werden soll, ist eigentlich selbstverständlich. Und wenn im Stadtwerke-Aufsichtsrat gestern lediglich die Vertreter von CDU, FDP und Grünen dafür gestimmt haben, dann beweist dieses Miniaturbeispiel nur, was auch im Großen längst gilt: Die Schwampel wäre die einzige Chance für die Entfilzung Bremens. Dirk Asendorpf
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