St.-Jürgen: Labor privatisieren

■ Verwaltungschef: 1,2 Mio. sparen / Ärztlicher Direktor will übernehmen

St.-Jürgen-Krankenhaus: Bunsenbrennen balb auf eigene Rechnung

Das Zentrallabor des Krankenhauses in der St.-Jürgen-Straße (ZKH) soll privatisiert werden. Wie Verwaltungsdirektor Walter Bremermann gestern bestätigte, erwartet die Klinik dadurch Minderausgaben von rund 1,2 Mio. Mark pro Jahr. Bislang einziger Bewerber für eine Übernahme auf privatwirtschaftlicher Basis ist der jetzige Ärztliche Direktor des Zentrallabors, Prof. Rainer Haeckel.

Haeckel selbst wollte sich gestern nicht äußern. „Das ist eine sensible Geschichte, die noch in der Verhandlung ist“, erklärte er. Klar ist lediglich, daß er zum 30.11. dieses Jahres im ZKH gekündigt hat. Unter anderen steht Haeckel mit dem Labor Dr. Kramer in Geesthacht in Kontakt für eine mögliche Kooperation bei der Übernahme. „Das sind aber nicht die einzigen“, meinte er gestern. Auch vom Labor Dr. Kramer war gestern keine Stellungsnahme zu bekommen.

Verwaltungsleiter Bremermann kündigte an, daß das Verfahren zur Übernahme auf privatwirtschaftlicher Basis „auf jeden Fall objektiviert und nach

hierhin bitte den

Weißkittel

vollziebar gemacht wird“. So sollen die Geräte des Zentrallabors durch einen unabhängigen Gutachter bewertet werden, möglicherweise wird das Labor auch öffentlich ausgeschrieben. einen Zeitpunkt zur Übernahme mochte Bremermann nicht nennen. „Wir haben noch nicht die Zustimmung des Personalrats und müssen noch Verhandlungsfragen klären.“

Derzeit arbeiten etwa 75 Angestellte im Zentrallabor in der St.-Jürger-Straße, darunter rund 20 mit befristeten Arbeitsverträgen. Bremermann versuchte gestern, der Belegschaft die Privatisierung schmackhaft zu machen: „Wir als Krankenhaus können die befristeten Verträge nicht verlängern. Dafür haben wir kein Geld.“ Haeckel habe dagegen signalisiert, nicht nur die Festangestellten mit Überlassungsverträgen zu übernehmen, sondern auch die befristet Beschäftigten. Bremermann muß 10 Mio. Mark Miese aus 1992 wieder einfahren und hat für 1994 einen schuldenfreien Betrieb des ZKH in Aussicht gesellt. „Mit Neueinstellungen ist absehbar nicht zu rechnen.

Die Rechnung tut doppelt weh: Denn der Haushalt 1993 der Klinik orientiert sich am bereits überschrittenen Haushalt 1992, „und für nächstes Jahr gilt der gleiche Maßstab mit einer Aufstockung von rund 2,1%“, erklärte Bremermann. Dazu kommen rund 4,8 Mio Zinsen, die das Krankenhaus für die 10-Mio- Pleite des letzten Jahres aus eigener Tasche zahlen muß.

Was die Belegschaft gestern am meisten an den Privatisierungsplänen störte: Wie soll ein Labor, daß derzeit Miese macht, künftig schwarze Zahlen schreiben, wenn nicht mit Personalabbau? Und dann noch unter der gleichen Leitung? Bremermanns Erklärung: Ein Privatlabor Basis könne mehr Aufträge von außen hereinholen und durch Spezialisierung billiger werden. Die Personalratsvorsitzende Irmgard Danne blieb gestern skeptisch: „Wir werden nur zustimmen, wenn es entsprechende Garantien für unsere Kolleginnen und Kollegen gibt.“ Und am Personalrat kommt die Entscheidung nicht ohne Zustimmung vorbei. mad