Anschlagserie auf türkische Einrichtungen

■ Vermutlich koordinierte Aktionen der kurdischen PKK / Ein Toter, mehrere Verletzte

Frankfurt/Main (taz/AP/dpa) – Europaweit waren gestern staatliche und private türkische Einrichtungen das Ziel von Anschlägen offenbar kurdischer Attentäter. Mehrere Flugblätter über türkische Menschenrechtsverletzungen gegen Kurden deuten darauf hin, außerdem gab es nach Meldungen der Polizei mehrere Festnahmen von Kurden an Tatorten. Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) forderte daraufhin, nun sei es „endgültig an der Zeit, die militante PKK“ in der Bundesrepublik zu verbieten.

In Wiesbaden kam bei Brandanschlägen auf eine türkische Gaststätte und ein Ladengeschäft ein Mann ums Leben, acht Menschen wurden verletzt. In München, Frankfurt/Main, Münster, Hannover, Bremen, Köln, Stuttgart, Berlin, Düsseldorf, Königswinter, Karlsruhe, Bonn und anderswo wurden türkische Banken, Reiseagenturen, Fluggesellschaften, Kultureinrichtungen und Geschäfte verwüstet und in Hannover auch das Generalkonsulat der Türkei angegriffen. Anschläge auf türkische Einrichtungen wurden auch aus London, Straßburg, Bern und Kopenhagen gemeldet.

Nach Polizeiangaben wurden in Wiesbaden gegen 11.30 Uhr Brandsätze in ein türkisches Reisebüro und eine Gaststätte in der Hellmundstraße im Herzen des Multikulti-Viertels geworfen. Bei dem Anschlag auf die türkische Gaststätte kam ein Mann vermutlich türkischer Nationalität in den Flammen um. Acht weitere Menschen, die sich in dem Lokal aufhielten, wurden verletzt, darunter auch ein Kleinkind. Ein weiterer Brandsatz, der einem türkischen Sportartikelgeschäft galt, verpuffte dagegen wirkungslos. Wie ein Polizeisprecher in Wiesbaden auf Nachfrage berichtete, seien an den Anschlagsorten Flugblätter gefunden worden, die „auf den türkisch-kurdischen Konflikt als Tathintergrund“ hindeuteten. In Wiesbaden wurden vier Personen festgenommen, zu deren Identität der Polizeisprecher allerdings keine „abschließenden Angaben“ machen konnte. Es soll sich um Männer „türkischer Nationalität“ handeln.

Zu einer Festnahme kam es auch in Hannover, nachdem ein Molotowcocktail früher als geplant explodierte und der Attentäter dabei schwer verletzt wurde. Nach Polizeiangaben soll es sich um einen Kurden handeln. In Königswinter bei Bonn drangen drei Männer in einen türkischen Andenkenladen ein und warfen einen Molotowcocktail. In Bonn wurde das Büro der Turkish Airlines überfallen, wobei eine Angestellte einen Schock erlitt.

Ganze Serien von Anschlägen gab es in Frankfurt/Main, Hannover und Berlin. So wurden in Frankfurt in Minutenabständen Brandsätze in zwei türkische Banken und in die Geschäftsräume der Turkish Airlines geworfen. Auch in Frankfurt soll es, so die Polizei, zur Festnahme von „zwei Kurden“ gekommen sein. Ein versuchter Brandanschlag auf das Verlagshaus der türkischen Zeitung Hürryet wurde aus Neu-Isenburg bei Frankfurt gemeldet. In Berlin wurde unter anderem ein türkischer Radiosender angegriffen. Bei dem Versuch, in das türkische Generalkonsulat in Hannover einzudringen, wurden auch Polizeibeamte attackiert. kpk Seite 2