Im Gespräch

Neben der Aufregung um das „gläserne Foyer“ gibt es auch handfeste Probleme auf Kampnagel. Jack F. Kurfess über die dringensten Probleme.

taz: Wie sieht die aktuelle Schuldenlage aus?

Kurfess: Das Ziel, die 1 Millionen Mark Schulden abzubauen, wurde innerhalb von 3 Jahren übererfüllt. Ich habe berechtigten Grund zur Annahme, daß es mit dem Antritt von Res Bosshart im Sommer 94 keine Schulden mehr gibt.

Ist Kampnagel noch immer chronisch unterfinanziert?

Ja.

Wo zwackt es am meisten?

Zum einen im technischen Bereich. Wir haben 18 Techniker bei ganz schlechten Arbeitsbedingungen. Das elektrische System ist eine Katastrophe. Der TÜV hat uns zur Auflage gemacht, daß wir das in drei Jahren beheben und schätzt, daß wir dafür 2 Leute brauchen. Wir haben jetzt einen. Überhaupt ist der Personaletat viel zu niedrig. Der Haushalt sieht 1,5 Mio Personalkosten vor, eine Zahl die aus der Quinkhardt/Hurtzig-Zeit hochgerechnet wurde, als hier noch viele ABM-Kräfte gearbeitet haben. Heute sind es aber 2,4 Mio. Was mir aber viel wichtiger ist, als die Betriebskostenzuschußerhöhungen ist, daß mittelfristig im Haushalt Geld eingestellt wird für die Sanierung der Bausubstanz.

Wie rott ist denn das Gelände?

Es müssen vordringlich die Fassaden renoviert werden, damit die Stahlträger nicht weiter korridieren können. An der Halle 6 tun sich schon Risse auf. Ich habe auch gerade mit der Feuerwehr gesprochen. Die sagen, für sie war Kampnagel immer ein Provisorium, wenn es bleibt, dann müssen diverse Auflagen erfüllt werden. Dann wird es ganz hart. Wir bräuchten 1-2 Mio Mark jährlich die nächsten 5 Jahre für das Dringenste.

Kommt ohne das Geld der schleichende Abriß ?

So sehe ich es. Die Schäden werden stündlich schwerer und immer teurer werden. Meine Hoffnung ist es ja, daß man das Gelände mal insgesamt denkt, sprich: daß man ein Teil des Geländes verkauft, für die Bebauung freigibt und ein Teil des Erlöses dem Gelände zuerkennt. Es gibt auch einen Interessenten, der ganz wild darauf ist, das für ein Medienzentrum zu erschließen. Der möchte ab und zu unsere Veranstaltungsräume nutzen und würde im Gegenzug in die Hallen investieren. Ich befürworte das, wenn man mit diesen Leuten Einvernehmen erzielen kann. Momentan sind wir allerdings noch beim Abtasten.

Habt ihr überhaupt Einfluß auf die Planung für das Gelände?

Es ist sehr schwierig, weil man ja überhaupt nie eingeladen wird, aber ich hoffe sehr, daß die Behörden bei der weiteren Planung unsere Argumente endlich einmal ernst nehmen.

Fragen: Till Briegleb