Vorbeugen gegen Mumps und Masern?

■ Bei Impfungen gegen Kinderkrankheiten gehen die Meinungen auseinander

„Gegen jede Kinderkrankheit lasse ich mein Kind nicht impfen“, sagt Karin Blum. Die Mutter eines einjährigen Sohnes möchte, daß ihr Kind Krankheiten wie Mumps und Masern durchmacht. Auch Naturheilärzte lehnen die Impfung gegen die klassischen Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln ab. „Das stärkt ihr Selbstbewußtsein und ihre körperlichen Abwehrkräfte“, erklärt Dr. Wolfgang Goebel vom antroposophischen Krankenhaus in Herdecke. „Kinderkrankheiten sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, denn sie können gefährliche Komplikationen verursachen“, warnt hingegen Professor Klaus-Dieter Zastrow, Geschäftsführer der Impfkommission.

Masern können Kehlkopf-, Lungen- oder Mittelohrentzündungen verursachen, im schlimmsten Fall Gehirnhautentzündung. Diese tritt immerhin bei ein bis zwei von 2000 kleinen Patienten auf. Mumps kann besonders für Jungen gefährlich werden: Die Krankheit kann die Hoden befallen und zu Unfruchtbarkeit führen. Bei Frauen können Röteln während der Schwangerschaft schwere Mißbildungen des Kindes bewirken. Zur Tuberkuloseimpfung wird heute nur geraten, wenn in der Familie Angehörige mit Tuberkulose sind oder die Eltern beruflich mit TB-Kranken zusammenkommen. Völlig immun gegen eine Ansteckung ist das Neugeborene aber trotz Impfung nicht. Lediglich der Verlauf der Krankheit kann geschwächt werden.

Ziemlich einstimmig raten die Ärzte zur Impfung gegen Wundstarrkrampf, Kinderlähmung und Diphtherie. Das Bundesgesundheitsamt empfiehlt außerdem die Impfung gegen Haemophilus influenzae b, kurz Hib genannt. Impfungen müssen stets in bestimmten Abständen wiederholt werden, da die Immunität durch eine Impfung nur für begrenzte Zeit anhält.

Bei keiner Impfung können Schäden ausgeschlossen werden - von Fieber bis zu schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Sie kommen jedoch selten vor. Zastrow schätzt, daß bei den 150- bis 200 Millionen Impfungen, die in den vergangenen 20 Jahren in Westdeutschland durchgeführt wurden, etwa 1000 Personen bleibende Schäden davontrugen.

Kinderärzte und Gesundheitsämter richten sich in der Regel nach den Empfehlungen der Kommission, die im Impfkalender stehen. Für diese Impfungen übernimmt der Staat auch die Verantwortung, falls es zu Schäden kommt.

Annette Sabersky