Rotwein und Baguette

■ Kampnagel: Chansonier Romain Didier

Muß man französisch sprechen können, um einen Chansonabend zu genießen? Spätestens, wenn sich der Wunsch nach einem Glas Rotwein und einem Stück Baguette-Brot bemerkbar macht, kann die Frage verneint werden. Romain Didier, der am Donnerstag auf Kampnagel sein Hamburger Debüt gab, schaffte es allein schon durch Melodie und Mimik sein Publikum in den Bann zu ziehen. Der 44jährige begleitet sich selbst auf dem Piano, unterstützt von Thierry Roques an Akkordeon und Synthesizer.

Der französische Chansonnier zog sämtliche Register seines Könnens: Mal nahm er die Zuhörer mit sanften Klängen mit in die Provence, wanderte mit ihnen durch herbstliche Wälder und Alleen, um sie dann mit einem Ruck fröhlich-frech in die Pariser City zu entführen. Wohlgemerkt, dies alles nur im Geiste, spricht der Rezensent doch kein Französisch. Jedoch das Publikum schien eine Menge zu verstehen: Didier, der von der Sprachgeschwindigkeit her auch Auktionator in den USA werden könnte, amüsierte die Zuhörer offensichtlich. Ein Blick in die Runde ließ leicht erraten, wer hier zuhörte: Französisch-Lehrer, Studenten und echte Franzosen.

Ohne die Begleitung von Thierry Roques wäre es aber nur halb so schön gewesen: Zu einem Chanson gehört eben auch ein guter Akkordeonspieler. Schön auch die Ausflüge Didies in sämtliche Musikrichtungen – mal Polka, mal Walzer oder Rock 'n Roll – um dann wieder zu einem klassischen Chanson zurückzufinden. Kleiner Wermutstropfen: Der Synthesizer paßte irgendwie nicht nicht ins Spiel. Zwar wirkte das Instrument nicht aufdringlich, aber deplaziert, und gab einigen Stücken eine leicht kitschige Note. Doch das ist Geschmackssache, ob mit der oder ohne Französisch-Kenntnisse.

Andrew Ruch