: Weser-Report - „ein Drecksblatt“
■ Wo der Weser-Report zuschlägt / Chefs sollen mit Dienstwagen-Reklame fahren
Wenn der „Weser-Report“ (Gesellschafter: KPS, CDU) zuschlägt und auch einen CDU- Mann trifft, dann hat das gewöhnlich mehr Hintergründe als rein journalistische Sensationsgier. Am 24.Oktober mußte Radio Bremen dran glauben: Intendant Klostermeier fährt Dienstwagen im Urlaub kaputt und kriegt einen neuen, Verwaltungschef Dany fährt regelmäßig mit Dienstwagen nach Kiel, wo er wohnt, überhaupt geht die Chefetage verschwenderisch mit Geld um, macht fünf Zentimeter hoch die Balkenüberschrift: „Dicke Luft bei Radio Bremen“.
Nun, dicke Luft gab es nicht, nur ein IG Medien-Flugblatt. Der Weser-Report machte daraus eine Skaldalgeschichte mit einer Mischung aus Dingen, die jeder bei Radio Bremen weiß, und suggestiven Heißluftballons. (Zum Beispiel: Zwar ist richtig, daß der Dienstwagen Klostermeiers im Urlaub in einen Unfall verwickelt wurde. Was der Weser-Report verschwieg: Klostermeier war nicht schuld.)
Dicke Luft herrschte zwischen dem Weser-Report-Verleger und Radio Bremen aus einem ganz anderen Grund: Die „City-Initiative“ zahlreicher Bremer Kaufleute will mit groß angelegter Werbestrategie die Menschen zum Shopping locken. KPS machte ein Dumping-Angebot, die Print-Werbung zu organisieren (Auflage des Supplements: 1 Million) und bei Radio Bremen mit 30 Prozent Rabatt zu schalten. Die Kaufleute zögerten, weil sie den Printauftrag lieber dem seriösen Weser-Kurier geben wollten. Ausgerechnet da machte Radio Bremen klar, daß die 30 Prozent Rabatt auch gelten würden, wenn der Auftrag nicht über KPS laufen würde... Der Auftrag ging nicht an KPS, der Weser-Report-Verleger war sauer wie alte Öko-Milch. Wenig später war es dann im Anzeigenblättchen zu lesen: der eine in der Radio-Bremen-Chefetage ist ein Säufer, die anderen amüsieren sich auf Anstalts-Kosten, während den Beschäftigten eine Nullrunde vorgeschlagen wird.
Radio Bremen war die Sache dennoch äußerst peinlich. „Eine unwahrscheinliche Sauerei. Meine Meinung hat sich nicht geändert, daß das ein Drecksblatt ist“, schimpft Intendant Karl-Heinz Klostermeier. Der Personalrat distanzierte sich von den Vorwürfen des anonymen IG Medien-Flugblattes. Nicht ganz ohne Witz fanden sie die Sache aber offenbar doch: Als das Thema diese Woche im Verwaltungsrat war, wurde den Herren vorgeschlagen, ihre Dienstlimousinen mit Radio-Bremen-Reklame zu bekleben. Dann hätte man auch sonst eine bessere Kontrolle, findet Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen