„Aids ist schmerzhaft“

■ Kranker düpiert Benetton mit Anzeige

Wir wollen den weltweiten Diskurs anregen, die Kommunikation zwischen den Menschen fördern und mit Gesprächen mehr Verständnis schaffen. So trommelt es aus der Werbeabteilung der Vereinigten Farben von Benetton in Italien.

Doch nicht jeder hat Lust, mit den heilsbringenden Pulli-Verkäufern zu sprechen. Etwa der Franzose Olivier Besnard-Rousseau, 30, mit Aids im Endstadium. „Als ich die Anzeige von Benetton sah, wo Teile menschlicher Körper, gestempelt wie Fleischstücke gezeigt wurden, saß ich mit meiner Familie am Tisch und wir haben überlegt, was man dagegen machen kann. Ich empfand die Werbung als absolut unerträglich, nicht hinnehmbar. Denn Aids ist unendlich schmerzhaft. Niemand hat das Recht, den Schmerz anderer zu verkaufen. Wir kamen auf die Idee, eine Gegenanzeige zu schalten.“ Nach kurzer Verhandlung mit der französischen Tageszeitung Libération erhielt Besnard- Rousseau einen Sonderpreis für eine ganze Seite: 23.000 Mark. Die Gegenanzeige zeigt das vom Tode gezeichnete Gesicht Bessnard- Rousseaus, darüber der Stempel „H.I.V. positive“. Bildunterschrift: „Während des Todeskampfes geht der Verkauf weiter.“

„Am schlimmsten an der Benetton-Werbung fand ich, daß die Firma tatsächlich einen Stempel hat herstellen lassen mit der Aufschrift H.I.V. positive. Ich war so wütend, so radikal, daß ich mir das ,H.I.V. positive‘ am liebsten auf die Stirn geschrieben hätte: ,Während der Schlußphase geht der Verkauf weiter. Kleidung runtergesetzt!‘ Aber mein Bruder fand das zu hart.“

Bei Benetton zeigte man sich reichlich überrascht, mit den eigenen Mitteln gschlagen worden zu sein. „Wir sind sehr enttäuscht über diese Reaktion“, hieß es. „Wir hatten uns vorgestellt, daß man das Problem in einer Art Kolloquium hätte besprechen können.“