piwik no script img

Hier freut sich niemand über „schulfrei“

■ Schulzentrum Butjadinger Straße: Musik, Mathe, Französisch usw. fallen aus

„Meine Tochter hat dieses Schuljahr nur insgesamt drei Monate Physikunterricht. Und das in der siebten Gymnasialklasse“, klagt Schulelternsprecherin Doris Wosny vom Schulzentrum Butjadinger Straße in Woltmershausen. Das Lehrerkollegium klagt ebenfalls: „Wir mußten dieses Jahr acht bis zehn Mal ganze Klassen zu Hause lassen. Das haben wir vorher noch nie gemacht“, sagt Schulleiter Dieter Weidanz. Schuld an der Mangelsituation sei die einseitige LehrerInnenstundenzuweisung seitens der Behörde, darin sind sich Elternbeirat und Schulleitung einig.

Am Schulzentrum Butjadinger Straße lernen 782 SchülerInnen aus Woltmershausen. Das Problem mit dem die Schule zu kämpfen hat, haben auch viele andere Schulen: Zu den Kürzungen der LehrerInnenstunden ist dieses Jahr die Streichung des „Frequenzausgleichs“ gekommen. Ein Rechenbeispiel der Bildungsbehörde: Die Richtfrequenz in der Gymnasialklasse sieben beträgt 30 SchülerInnen mit einer LehrerInnenwochenstundenzahl von 34. Nun gibt es am Schulzentrum Butjadinger Str. jedoch 41 SchülerInnen der Klassenstufe sieben. Daraus hat man zwei Klassen gemacht. Nun ergibt sich rechnerisch eine Unterfrequenz von 21 Lehrerwochenstunden. Diese wurden in den letzten Jahren eben durch den Frequenzausgleich gedeckt. Damit ist nun Schluß.

Bemerkbar machen sich diese Kürzungen zum Beispiel hier: So bietet das Schulzentrum Butjadinger Straße die Fremdsprachen Französisch und Spanisch an. Dafür bräuchten sie, so der Leiter, acht LehrerInnenstunden, bekommen aber nur vier zugewiesen.

Konsequenz: Unterrichtsausfall. Nun gibt es so gut wie keinen Musikunterricht mehr am Schulzentrum. Auch Textiles Gestalten fällt fast ganz aus, einige Mathestunden fallen manchmal aus. Durch die neuen Berechnungen mußten acht LehrerInnen von der Schule weggehen, und sieben LehrerInnen arbeiten zusätzlich an einer zweiten Schule. „Die Grundversorgung ist ganz entsscheidend geschwächt“, bedauert der Lehrer Wolfgang Hövelmann.

„Die Auswirkungen der Kürzungen sind im Schulzentrum der Butjadinger Straße besonders deutlich“, das gibt auch Ernst Kahrs, Referatsleiter der LehrerInnenzuweisungen an der Bildungsbehörde, zu. Auf Korrekturen wird man aber warten. „Ob diese Erscheinungen korrigiert werden müssen, wird selbstverständlich in der Behörde überprüft, um zum nächsten Schuljahr eventuelle Umschichtungen vorzunehmen“, sagt Kahrs. Der große Schreck der Eltern kommt vermutlich früher, glaubt Schulelternsprecherin Wosny: „Wenn Eltern sehen, daß im Halbjahreszeugnis Fächer fehlen, werden sie wohl Alarm schlagen.“

Vivianne Agena

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen