■ Das Portrait
: Peter Gabriel

Erinnert sich noch jemand an Genesis, bevor Phil Collins den Laden übernahm und aus der Art-Rock-Gruppe eine Fahrstuhlmusik-Kapelle machte? Damals hieß der Frontmann Peter Gabriel. Er trat als Sonnenblume auf, mit einer Fuchsmaske, als Mumie, Gnom oder in einem Beulenpestkostüm, Gabriel pflegte damit am Bühnenrand entlang zu kriechen und zu flehen: „Touch me, touch me“. 1975 hatte er den „Mummenschanz“ (Gabriel) satt und ging auf einen Solotrip. Seine ersten vier Alben nannte er uniform „Peter Gabriel“, weil er sie lediglich als Variationen eines stilistischen Grundmusters sah und „weil irgend etwas Perverses in mir sagt, daß ich alles anders als die anderen machen muß“. So brachte er seine dritte LP von 1980 auch als „Ein deutsches Album“ in angemessener Übersetzung heraus und engagierte sich, lange vor der modischen „Weltmusik“-Zeitströmung, für die Integration exotischer Klänge und die Verbreitung der Original-Musiken außerhalb ihrer Ursprungsländer.

Singender Schauspieler Foto: Reuter

Nach seinem Bestseller „So“ (1986) mit dem weltweiten (Video-)Hit „Sledgehammer“ wurde es still um ihn. Eine Scheidung, jahrelange Psychotherapie und eine Liaison mit Sinéad O'Connor hielten ihn vom Musizieren ab. Statt dessen versuchte er sich als Geschäftsmann. In der Nähe der südenglischen Provinzstadt Bath baute er eine alte Mühle zu einem Plattenstudio um und lud afrikanische und asiatische Musiker zu Produktionen ein. Außerdem engagierte er sich für amnesty international und finanzierte Video- Equipment zur Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen. 1992, sechs Jahre nach „So“ brachte Gabriel ein neues Album, „Us“, heraus und ging auf Welttournee. Seine Bühne besteht aus zwei Plattformen („Welten“, sagt Gabriel), die mitten durch den Saal mit einem fast 40 Meter langen Fließband- Laufsteg verbunden sind. Mit einer riesigen Licht- und Video-Show treibt der 43jährige einen Aufwand, den sich sonst nur Megastars leisten. Wie es aussieht, ist er wieder da, wo er angefangen hat: beim theatralischen Rockzirkus. Das kommt an. Gabriel füllt die größten Hallen. In Deutschland ist er in diesem Jahr schon zum zweiten Mal. Seine Shows in sieben Großstädten im Frühjahr waren ausverkauft, und auch jetzt ist die Nachfrage nach dem singenden Schauspieler ungebrochen. rewe