Keine Hilfe für Burundis Flüchtlinge

■ Appell der UNO stößt im Ausland auf taube Ohren

Berlin (taz) – Die Zahl der Flüchtlinge aus Burundi, die nach dem inzwischen gescheiterten Putsch vom 21. Oktober in Nachbarländern Schutz vor Massakern gesucht hatten, ist nach Angaben des UNO-Hilfswerkes UNHCR auf mehr als 700.000 angewachsen. Das sind fast 15 Prozent der Bevölkerung von rund 5,4 Millionen.

Der ostafrikanische Kleinstaat, der strategisch unbedeutend ist und über keinerlei Bodenschätze verfügt, hat kaum je weltweites Interesse erregen können. Das bekommen jetzt auch die Hilfesuchenden zu spüren: Obwohl das UNHCR die Lage der Flüchtlinge als „dramatisch“ beschreibt und die internationale Staatengemeinschaft dringend um die Bereitstellung von 17 Millionen Dollar gebeten hat, hat bisher kein einziges Land Hilfe zugesichert.

„Die Menschen hausen in Hütten aus Zweigen und Blättern“, erklärte in Genf UNHCR-Sprecherin Sylvana Foa. Es fehlt an medizinischer Betreuung – in einem Flüchtlingslager ist bereits die Ruhr ausgebrochen. Die Witterungsbedingungen verschärfen die Lage: In der Region herrscht Regenzeit, aber die Hilfesuchenden haben keine Zelte, um sich vor den schweren Niederschlägen und der Kälte zu schützen.

Voraussichtlich wird es selbst bei günstiger innenpolitischer Entwicklung noch Monate dauern, bis die Flüchtlinge wieder nach Hause zurückkehren können. Bei den blutigen Auseinandersetzungen der letzten Wochen wurden zahlreiche Dörfer völlig zerstört. Außerdem herrscht in Burundi selbst auch weiterhin ein Klima der Angst, obwohl die Armee bereits kurz nach dem Putschversuch zugesichert hatte, die Legitimität der frei gewählten Regierung nun anerkennen zu wollen.

Erst am Wochenende haben die Regierungsmitglieder, denen während des Putsches die Flucht in die französische Botschaft gelungen war, ihren sicheren Zufluchtsort verlassen. Die meisten sind in ein Hotel der Hauptstadt Bujumbura umgezogen, in dem nun auch die Kabinettssitzungen der überlebenden Minister stattfinden sollen. Präsident Melchior Ndadaye war während des Umsturzversuches ermordet worden.

In dem Hotel sind auch 15 französische Militärberater stationiert, die burundische Soldaten im Personenschutz ausbilden sollen. Die ausländischen Soldaten sind bislang die einzige Reaktion auf die dringliche Bitte der burundischen Regierung, Friedenstruppen zu ihrem Schutz in das ostafrikanische Land zu entsenden. Die Minister fürchten um ihre eigene Sicherheit und schließen darüber hinaus einen neuerlichen Putschversuch der Armee nicht aus.

In der letzten Woche bereits hatte die Allafrikanische Kirchenkonferenz, der 130 protestantische, anglikanische und orthodoxe Kirchen des Kontinents angehören, eine schnellstmögliche Intervention der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) in Burundi gefordert. „Sonst wird die Lage immer dramatischer und wir werden uns gegenseitig die Schuld zuweisen, daß nichts passiert ist“, warnte der außenpolitische Sprecher der Kirchenkonferenz, Mutombo Mulami.

Die OAU hatte schon auf einer Regionalkonferenz Ende Oktober beschlossen, Friedenstruppen nach Burundi zu schicken. Gespräche, die der OAU-Gesandte Louis Fall darüber in Bujumbura führte, haben jedoch bislang zu keinem greifbaren Ergebnis geführt.

Den Ereignissen in Burundi liegt ein jahrhundertealter Konflikt zwischen der Minderheit der Tutsi, die traditionell das Land beherrschten und noch heute die Schlüsselpositionen in der Armee innehaben, und der Bevölkerungsmehrheit der Hutu zugrunde. Zu diesen hatte der getötete Präsident gehört, der erst im Sommer demokratische Wahlen gewonnen hatte. Mutombo Mulami wies darauf hin, daß die Auseinandersetzungen auf die burundischen Nachbarländer Ruanda und Zaire überzugreifen drohen, in denen ebenfalls ethnische Spannungen herrschen. Bettina Gaus