Wenig Interesse an Ausländerwahlen

■ Internationale Listen vorn bei Beiratswahlen in Hessen

Frankfurt/Main (taz) – Der türkische Student Ahmet Dashli, Vorsitzender der kommunalen AusländerInnenvertretung der Gemeinde Bischofsheim im hessischen Landkreis Groß-Gerau, nutzte seine Zeit als Beisitzer während der Ausländerbeiratswahlen zur Vorbereitung auf die Führerscheinprüfung. Viel Arbeit gab's am Sonntag bei der ersten landesweiten Wahl zu den in Hessen für Kommunen mit einem AusländerInnenanteil von über 1.000 Menschen zwingend vorgeschriebenen Beiräten für die WahlhelferInnen nämlich nicht: Im Landesdurchschnitt gingen nur 19,5 Prozent der Wahlberechtigten an die Urne, in einer Stadt wie Darmstadt gar nur 10 Prozent.

Enttäuscht war Dashli dennoch nicht. Schließlich errang seine „Gemeinsame Liste Bischofsheim“ (GLB) acht von 11 Sitzen im neuen Beirat. Auf der GBL-Liste hatten Türken, Griechen, Marokkaner und Italiener gemeinsam kandidiert. Und auch die zweite Liste (ILB) in Bischofsheim war eine multinationale.

Damit lag Bischofsheim voll im Trend, denn auch hessenweit hatten die internationalen Listen die Nase vorne: So votierten etwa in Rüsselsheim mehr als 70 Prozent für gemeinsame Listen von KandidatInnen unterschiedlicher Nationalität, in Kassel 89 Prozent. – Als Sieger fühlten sich auch Listen, auf denen islamische Fundamentalisten kandidierten. In Rüsselsheim etwa wurde eine solche internationale Liste stärkste Fraktion.

Die geringe Wahlbeteiligung ist hauptsächlich daraus zu erklären, daß die EG-AusländerInnen demnächst gleichberechtigt an Kommunalwahlen teilnehmen dürfen. Und deshalb wohl haben sie kaum Interesse an Wahlen zu lediglich anhörungsberechtigten Beiräten. Klaus-Peter Klingelschmitt