„Allgemeinlhinzunehmen“

■ Minderjähriger Flüchtling soll nach Liberia abgeschoben werden

Das neue Asylrecht kennt keine Gnade. Im Eilverfahren wurde der Asylantrag des Liberianers Camara Dons abgelehnt, der zur Zeit im Wilhelmsburger Containerdorf Dratelnstraße lebt. Sein Asylbegehren sei „offensichtlich unbegründet“, urteilt das Bundesamt für Flüchtlinge in Zirndorf. Eine Klage gegen diese Entscheidung lehnte das Hamburger Verwaltungsgericht am 4. Oktober ab.

Der heute 17jährige war vor anderhalb Jahren nach Deutschland geflüchtet, nachdem das Haus seiner Eltern bombardiert und sein Vater und seine Brüder ums Leben gekommen waren. „Wenn Camara nach Liberia zurück muß, droht ihm ziemlich sicher der Tod“, sagt Angela Müller von der Wilhelmsburger Initiative „Dem Haß keine Chance“. Dons gehört der Volksgruppe der Mandingo an, die in Liberia besonders verfolgt werde.

Daß in dem westafrikanischen Staat seit 1990 Bürgerkrieg herrscht, bestreiten auch die deutschen Beamten nicht. Die „drohende Beeinträchtigung“ müsse aber über das hinausgehen, „was die Bewohner des Heimatstaates aufgrund des dort herrschenden Systems allgemein hinzunehmen haben“, heißt es im Ablehnungsschreiben des Zirndorfer Bundesamtes. Auch das Hamburger Verwaltungsgericht erkannte für Recht, daß der Bürgerkrieg die gesamte Bevölkerung betreffe, „so daß die daraus resultierenden Gefahren dem Antragsteller als Teil der Landesbevölkerung drohen“.

Seither hat der Jugendliche, der in einer Reinigungsfirma arbeitet und seinen Lebensunterhalt selbst bestreitet, eine kurzfristige Duldung erhalten. Seine Anwältin will jetzt in den nächste Instanz gehen, doch schützt dies nach dem neuen Asylgesetz nicht vor Abschiebung. Bleibt für Camara Dons nur der Eingabeausschuß der Bürgerschaft. Die Wilhelmsburger Ini hat eine Petition bereits eingereicht.

Man werde nun erstmal die Entscheidung des Eingabeausschusses abwarten, sagt Ausländerbehörden-Referent Norbert Smekal. Zur Zeit würden Liberianer grundsätzlich nicht abgeschoben. Denn es gibt keine Flüge in die Hauptstadt Monrovia, „wegen der derzeitigen Verhältnisse dort.“ Kaija Kutter