Heute: Videodanse

■ Der Tanz zum Film

Ein blaugetränkter Gare de l'Est, Paris. Ein Morgen vielleicht. Milchig. Zwei Frauen mit Kopftüchern tanzen auf dem Bahnsteig. Zwei junge Männer springen sich an, aggressiv, verspielt. Züge, Gesichter. Es fällt kein Wort. Sequenzen aus einem Tanzvideo von Jean-Claude Gallotta. Videodanse heißt das Genre im Original, das Tanz und Film zu einer eigenen künstlerischen Form zusammenführt: Choreographie wird filmisch umgesetzt. Videodanse steckt noch in den Anfängen seiner Entwicklung und wurde gerade in Frankreich im letzten Jahrzehnt kulturpolitisch unterstützt und gefördert: Der Französische Tanz der Achtziger Jahre nennt sich ein Videotanzprogramm, das morgen und am Freitag im Bremer Institut Français zu sehen ist.

Am Donnerstag abend wird die Tanzspezialistin Susanne Schlicher in das Programm einführen; die VeranstalterInnen, namentlich das Institut Français, Blue Box und TheaLit haben es aus einem umfangreichen Videopaket des französischen Auswärtigen Amtes zusammengestellt.

Morgen abend wird „Gemischtes“ zu sehen sein. Ein Porträt der Butoh-Tänzerin Carlotta Ikeda (1983) etwa, das zugleich die Entstehung eines Tanzvideos dokumentiert. Daneben Jean-Claude Gallotta, der mit seinen kurzweiligen Tanzfilmen in Richtung Spielfilm geht, ganz in der Tradition des französischen Erzählkinos. Freitag dann im zweiten Programmblock die Gegenüberstellung eines einstündigen Galotta mit zwei ganz kurzen Videodanses, sogenannten instantanés. Der dritte Teil blättert die ganze Vielfalt und Eigentümlichkeit im Tanzvideo auf: Le printemps (1988) von der

hierhin den Tänzer

Choreographin Catherine Diverrès etwa, der von Körperkommunikation, Energie und Dynamik lebt. Männer werfen Frauen in Kreuzhaltung an Mauerwände. Assoziationen entstehen über Stille und Alltagsgeräusche. Lebhaft, spritzig dagegen Codex (1987) von „Zirkusakrobatiker“ Philippe Decouflé (er hat die Eröffnungs-Apokalypse für die Olympischen Spiele in Albertville choreographiert).

Gerade Butoh-Fans werden im Institut auf ihre Kosten kommen: Sichtbar stark hat der japanische Tanz den modernen französischen Tanz beeinflußt. sip

Contrescarpe 19, 11.11., 19.30 (mit Einführung). 12.11. 18 Uhr/ 20 Uhr