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■ Das PortraitHarley-Davidson

Wie war das noch gleich mit den beiden Hippies, die sich 1969 aufmachten, um Amerika zu suchen, „aber es nirgends finden konnten“. Für ihre Suche brauchten sie eine Tüte Gras und jeweils eine viertel Tonne heißen, vibrierenden Stahl der Marke Harley-Davidson zwischen den abenteuerlustigen Schenkeln.

Der Kult-Feuerstuhl wird neunzig Jahre alt Foto: Doblinger/Paparazzi

Dennis Hopper und Peter Fonda haben in diesen Tagen jede Menge zu tun. Denn 1903 wurden in einem Schuppen in Milwaukee insgesamt drei Motorräder zusammengeschraubt, die zum ersten Mal den Namen Harley-Davidson trugen. Kein wirkliches Datum eigentlich für die Gründung der weltbekannten Firma. Trotzdem werden 1993 die 90 Jahre in den USA als Jubiläum überall und ständig gefeiert. So setzen sich auch Hopper und Fonda bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor die Fernsehkameras, um an „Easy Rider“ zu erinnern, den wichtigsten Motorradfilm überhaupt. Marlon Brando ist nicht mehr der Typ, das zu tun. Überhaupt: Viele Fans glauben noch immer, daß er in dem klassischen Biker-Movie „The Wild One“ von 1953 eine Harley fuhr. Tat er nicht! Es war ein Import- Ofen, eine englische Triumph. Elvis Presley fuhr natürlich Harley, ebenso Steve McQueen. Ihre Maschinen und die der anderen Leinwand-Machos stehen inzwischen in Museen.

Ernsthafte Biker, die sich in den USA eine Maschine zulegen wollen, haben im Grunde drei Möglichkeiten: Harley, BMW oder etwas aus Japan. Die zweite Möglichkeit bietet Hochtechnologie, die dritte Zuverlässigkeit und zahlreiche ganz unterschiedliche Konzeptionen. Aber nur der, der sich für die Harley entscheidet (und dabei die vielen, auch unter Harley- Fahrern immer wieder diskutierten Unzulänglichkeiten hinnimmt), hat die Chance, auf der Straße von anderen Harley-Lenkern wiedergegrüßt zu werden. So sind hochbezahlte Manager und die Söhne und Töchter aus sehr reichen Elternhäusern tief im Inneren stolz wie Oskar, wenn sie auf ihrem „Hog“ von Typen gegrüßt werden, für die sie sonst nicht einen Blick übrighaben. Die Harley ist vielleicht der letzte amerikanische Traum von Freiheit und Streben nach letzten Grenzen. Und eigentlich das letzte in den USA geschaffene und produzierte Produkt, das überall in der Welt noch anerkannt und respektiert wird. rewe

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