Bei Opel herrscht Einigkeit über Sozialabbau

■ Betriebsrat erreichte Verbesserungen / Auszubildende werden übernommen

Bochum (taz) – Der Widerstand des Bochumer Opel-Betriebsrates gegen Passagen einer neuen Betriebsvereinbarung hat sich gelohnt. Am späten Montagabend akzeptierte der Opel-Vorstand Abstriche an seinem „Kostensenkungsprogramm“, so daß auch der Bochumer Betriebsrat gestern auf einer Belegschaftsversammlung die Annahme des zuvor heftig bekämpften „Horrorkatalogs“ des Opel-Managements empfahl.

Als besonderen Erfolg wertete der Betriebsratsvorsitzende Rolf Breuer die Zusage der Unternehmensleitung, alle Auszubildenden unbefristet zu übernehmen – allerdings bei geringerer Arbeitszeit und entsprechend reduziertem Lohn.

Wer zum 1. Januar 1994 die Ausbildung abschließt, beginnt 1994 mit einer 25-Stunden Woche. 1996 sollen die jungen Facharbeiter dann voll beschäftigt werden. Die bisher vom Opel-Vorstand verfolgte befristete Einstellung der Jungfacharbeiter ist damit vom Tisch. Auch der Vorstoß der Unternehmensleitung, die Höhe des Weihnachtsgeldes ab 1994 an den Krankenstand des Unternehmens zu koppeln, konnte zumindest abgeschwächt werden. Für 1994 sieht die jetzt unterschriftsreife Betriebsvereinbarung ein volles Weihnachtsgeld vor. 1995 und 1996 wird es laut Breuer zu „Abschlägen um 200 Mark“ kommen.

In diesem Jahr werden zunächst nur 70 Prozent des Weihnachtsgeldes gezahlt – tariflich garantiert sind 60 Prozent des Monatslohns. Die restlichen 30 Prozent sollen im März nächsten Jahres folgen, wenn bis dahin im Unternehmen insgesamt Kosteneinsparungen von 75 Millionen Mark realisiert werden. Künftig werden bei Opel alle über zwei Prozent liegenden Tariferhöhungen zu einem Drittel auf freiwillige Leistungen angerechnet.

Der Bochumer Betriebsratschef warf der Unternehmensleitung gestern „Erpressungs- und Spaltungsversuche“ vor. Noch am Samstag hatten alle 16.000 Beschäftigten des Bochumer Werks einen Brief bekommen, in dem die Unterstützung des Programms angemahnt wurde. Die in Bochum abgelehnten Verhandlungsergebnisse, so hieß es in dem Schreiben, würden in den Opel-Werken in Rüsselsheim und Kaiserslautern „als notwendig“ akzeptiert. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Betriebsräte aller Opel-Standorte auf Initiative des Bochumer Betriebsrates längst auf Nachverhandlungen festgelegt. Als blanken „Psychoterror“ geißelte gestern ein Opelwerker diese Briefaktion. „Gut, daß wir uns nicht haben spalten lassen“. Walter Jakobs