■ Phänomenal: Tiere, die es nur in Memmingen gibt: Eisvögel im Stadtgebiet
Memmingen (taz) – Die Stadt Memmingen, immer gut für Schlagzeilen, hat dieser Tage ganz Erfreuliches zu vermelden. Eineinhalb Jahre lang durchforschten Biologen das Stadtgebiet. Sie staunten nicht schlecht, als sie bei der Biotopkartierung feststellten, daß es in Memmingen noch eine ganze Reihe höchstgefährdeter Tier- und Pflanzenarten gibt. So nisten tatsächlich noch Eisvögel im Stadtgebiet, auch die vom Aussterben bedrohten Turmfalken sind hier noch heimisch. Ganz oben auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten steht auch ein seltener Schmetterling, eine Bläulingsart, die sich in der Allgäuer Kleinstadt recht munter ausbreitet. Ähnliches gilt für einige seltene Pflanzenarten und Heuschrecken. Für die absolute Überraschung sorgte allerdings ein Winzling – eine knapp drei Millimeter kleine Schwebfliegenart. „Noch nie zuvor wurde diese Schwebfliege in Deutschland gesichtet. Es ist der Erstnachweis für die Bundesrepublik“, berichtet begeistert der Projektleiter der Memminger Biotopkartierung, Maximilian Jakobus vom Landesbund für Vogelschutz.
Heile Welt ist freilich trotzdem nicht angesagt in Memmingen und Umgebung. Zum einen gibt es auch hier zahlreiche Umweltsünder – von unverantwortlichen Abfallentsorgungsunternehmen bis hin zu Naturfrevlern, die gerade erst eine Eisvogelbrut brutal zerstört haben. Zum anderen droht durch starken Bebauungsdruck so manchem Biotop der Todesstoß. Das stadtnahe Naturschutzgebiet „Benninger Ried“, der weltweit letzte Standort der Riednelke, ist nach Ansicht mancher Naturschützer dem Tode geweiht. Tagtäglich donnern die Militärjets des nahen Fliegerhorstes Memmingerberg über das Ried. Und zudem senkt sich durch zu intensive Bebauung des Randbereichs der Grundwasserspiegel. Die Forderung der Tier- und Naturschützer ist daher klar: Die Biotopkartierung mit ihren erfreulichen Ergebnissen müsse Verpflichtung für den Erhalt der höchstgefährdeten Pflanzen- und Tierarten sein.
Schließlich wurde auch noch eine stark vom Aussterben bedrohte Fledermausart – die Zwei- Farb-Fledermaus – entdeckt. Und die soll sich auch in Zukunft im Stadtgebiet noch halten können. Klaus Wittmann
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