Holthusens gedrehte Pommes

■ Frisch renovierter Bade-Luxus in Eppendorf / Kurzbaden bald billiger?   Von Kaija Kutter

In der Sorge um das Wohlbefinden ihrer Gäste in luxuriösen Freizeitbädern sind die Wasserwerke wieder einen Schritt weiter gekommen. Die Besucher des Holthusenbades in Eppendorf werden ab sofort mit „Real American Food“ versorgt, ein Begriff, hinter dem sich zum Beispiel Chili con Carne (8 Mark 70) oder kompliziert zu essende Spare Ribs mit American Twisters (13 Mark 70) verbergen. Das seien „lustige gedrehte Pommes Frites“, die in Deutschland noch nicht so verbreitet seien, heißt es im Pressetext der Restaurant-Kette „Tex's Bar-B-Q“, die die Souterrain-Räume des Bades für eine Million Mark renovieren ließ.

Wem schon beim Schwimmen der Hunger ereilt, der kann sich direkt neben dem Wellenbad in einem Ableger des Restaurants niederlassen und Getränke oder kleinere Speisen zu sich nehmen. Essen vor dem Schwimmen ist zwar nicht so gesund, die Hamburger Wasserwerke haben ihre Freizeitbäder aber so konzipiert, daß die Menschen dort auch halbe und ganze Tage verbringen sollen.

Die 1989 eröffnete Therme im ehemaligen Frauenbad zum Beispiel ist mit ihrer Spiegeldecke und den grünen Jugendstilkacheln allein optisch ein solcher Genuß, daß die Besucher den schmerzhaft teuren Eintritt von 13 Mark bald vergessen und sich stundenlang im Wasser suhlen und dabei fühlen wie die alten Römer - die reichen.

27 Mark kostet der teuerste Eintritt für Sauna und Therme, 8 Mark müssen Besucher zahlen, die einfach nur schwimmen wollen, was in dem zum Wellenbad umgebauten ehemaligen Männerschwimmbecken kaum möglich ist. Bleibt der Weg nach draußen zum 25 Meter langen Außenbecken, das auch den Winter über geöffnet ist und stets auf 25 Grad geheizt. Wenn wieder Geld bewilligt wird, verspricht Badleiter Uwe Nikel, wolle man einen Wasserkanal von drinnen nach draußen bauen - was die Zitterpartie durch den nur notdürftig mit Zeltplanen abgedeckten Außengang endlich überflüssig machen würde.

Einmal im Wasser untergetaucht, fühlt sich der Eppendorfer Badbesucher gleich wie im Film, wenn nur wenige Meter entfernt die U-Bahnen die im Jugendstil gebaute Eisenbahnbrücke des Kellinghusenbahnhofs überqueren.

Nimmt man dann die kostenlose Abendgymnastik in Anspruch - dank Mitarbeiter-Schulung ist das Badpersonal heute freundlicher als früher -, ist der Ärger über die unmögliche Preispolitik der HWW bald verflogen. Ein Abend im kommerziellen Fitness-Center käme ja schließlich auch nicht billiger, nicht die Bohne.

Ist diese Kröte erstmal verdaut, erscheint ein Silberstreif am Horizont: Die Badpreise wären zwar immer noch politisch subventionierte Preise, erklärte HWW-Abteilungsleiter Jürgen Behr gestern beim Eröffnungs-Barbecue. Doch habe man eingesehen, daß die Obergrenze erreicht sei. Ein neues Kassensystem mit Chips und Drehkreuzen, das noch in diesem Jahr in der Alsterschwimmhalle erprobt werden soll, mache gestufte Eintrittspreise möglich. Behr: „Denkbar wäre ein Kurzeintritt für zwei Stunden, einer für vier Stunden und einer für den ganzen Tag.“ Für Nur-Schwimmer würde das Baden also wieder billiger. Doch noch habe die Marketing-Abteilung der HWW ihr letztes Wort dazu nicht gesprochen.

Und noch eine Neuigkeit. Am Harburger Außenmühlenteich soll ein neues Freizeitbad mit Außenbecken gebaut werden. Noch in diesem Jahr, so Behr, rechne er mit der Baugenehmigung. Diesmal sei an ein skandinavisches Design gedacht, Motto „Mitternachtssommer“. Es müßten ja nicht überall Palmen rumstehen.

Ist zu hoffen, daß bis zur Eröffnung das neue Preisgefüge eingeführt ist, damit die Harburger Schwimmer das schlichte alte Außenmühlenbad nicht allzu schmerzlich vermissen.