Keine Stadt der Frauen

■ „Planungsgruppe Vor Ort“ führt Workshop zum Thema „Frau und Stadtquartier“ durch

Frauen haben viele Wege...Foto:Katja Heddinga

Wie würden Frauen Städte planen? Expertinnen, PolitikerInnen und BürgerInnen erarbeiten heute im Bürgerhaus Weserterrassen die Anforderungen von Frauen an ihr Stadtquartier. Die taz sprach mit Franziska Lehmann von der Bremer „Planungsgruppe Vor Ort“.

In Bremen leben mehr Frauen als Männer. Trotzdem wird Stadtplanung hauptsächlich von Männern gemacht. Sieht man das dem Stadtbild an?

Franziska Lehmann: Mit allen Einschränkungen würde ich sagen, ja. Nehmen wir zum Beispiel die Verteilung von Einkaufsmöglichkeiten, nehmen wir Fahrplangestaltung und Routenführung vom Öffentlichen Verkehr — das alles ist stark auf die Innenstadt zentriert. Frauen haben ja oft vielfältige Wege zurückzulegen, mit Wegeketten.

“Frauen und Planung“ ist einer der Ihrer Arbeitsschwerpunkte. Wie sieht diese Arbeit

hier bitte das foto

mit der Frau

und den Kindern

genau aus?

Wir bringen erstmal naturgemäß unseren weiblichen Blickwinkel mit. Viele Frauen gucken nämlich ganz stark auch auf die Bedürfnisse von Kindern und Alten, für deren Versorgung die Frauen ja überwiegend zuständig sind. Wir reden vor allen Dingen viel mit Frauen und gehen vor Ort.

Sie haben im Wohngebiet Leher Feld in Horn-Lehe eine Bestandsanalyse gemacht. Wie

sind Sie dort den Bedürfnissen der Frauen auf die Spur gekommen?

Neben der üblichen Auswertung von statistischem Material haben wir versucht, über eine Fragebogenaktion, Hauswurfsendungen und Veranstaltungen, etwa mit den Eltern einer Kindergruppe, Frauen zu erreichen. Wir haben auch Gespräche mit den sogenannten Schlüsselpersonen geführt, zum Beispiel mit dem Pastor, dem Schuldirektor oder einer Kinderärztin. Alles Leute, die mit vielen Menschen im Stadtteil zu tun haben.

Welche Vor- und Nachteile hat nun diese Wohnsiedlung?

Es wird beklagt, daß es nicht genug Treffpunkte gibt, also Caf'es oder Gemeinschaftszentren. Desgleichen Gemeinschaftseinrichtungen in Wohnblocks, wo Gemeinschaftsräume, Festräume oder Waschküchen fehlen. Auf der anderen Seite wurde die wohnungsnahe Versorgung von Frauen postitv bewertet, daß sie also ihren sogenannten Großeinkauf trotz Stadtrandlage auch noch im Wohngebiet erledigen können.

Die Ergebnisse des heutigen Workshops sollen in Ihr Gutachten für den Stadtentwicklungssenator eingehen. Was passiert damit weiter?

Wir arbeiten ja auch für das Neubaugebiet in Arsten Süd-West. Das Planungsamt will die von uns formulierten Anforderungen berücksichtigen.

Hat das Thema „Frauen und Stadtquartier“ in Bremen eine Zukunft?

Ich hoffe ja. Wenn ich von der Stadt der kurzen Wege spreche, kommt das ja auch den Männern zugute. Und wir werden uns dafür einsetzen, daß das Gutachten nicht in der Schublade landet. Fragen: Silvia Plahl