Die Profis suchen die letzten Lücken

■ Wer Geld hat, läßt das Auto parken / Während Ökologen den Parkplatzabbau fordern, machen Studenten aus der Parkraumnot ein fragwürdiges Geschäft

„Überall stehen Politessen, lauernd zum Sprung bereit.“ Herbert Grönemeyers Lied vom Alptraum der entnervenden Suche nach einem Parkplatz können gut betuchte Kunden jetzt entgehen. Bundesweit einmalig sind die Dienste der Studenten vom „Park it Parkservice“. Sie nehmen in der Fasanenstraße – einer mit Edelgeschäften gespickten Seitenstraße des Kurfürstendamms – den Fahrern die lästige Suche nach einem Plätzchen für die Nobelkarosse ab. In der stets überfüllten Innenstadt ist das ökologisch fragwürdige Unternehmen natürlich eine echte Entlastung für die Fahrer, für die Profi-Sucher ist es eine zunehmend sprudelnde Einnahmequelle.

Der Service – in den Prominentenvierteln von Rom und Los Angeles schon lange bekannt – ist für Kunden der besonderen Klasse kostenlos. Allerdings müssen sie dann in einem von zehn bestimmten Geschäften einkaufen oder sich bedienen lassen. Die Juweliere, Boutiquen, Parfümerien und Friseure für gehobene Ansprüche zahlen inzwischen dem professionellen Parkplatz-Service mehr als tausend Mark im Monat für dieses Angebot an ihre Kunden. Wer nur beim Lebensmitteldiscounter einkaufen geht, der kann den Service für zehn Mark Trinkgeld in Anspruch nehmen.

Die in Deutschland noch einmalige Dienstleistung wird von Tilmann Eberhard organisiert. Für den 22jährigen Geschäftsführer ist der Gedanke, vorhandene Lücken am Straßenrand besser zu nutzen, inzwischen zum Full-time-Job geworden.

Die Mietfahrer im Nebenjob verdienen stündlich zwischen zehn und zwanzig Mark. Zum Erlebnis der insgesamt 45 – ausschließlich männlichen – Teilzeitfahrer, mal einen Porsche, Rolls-Royce oder Ferrari zu fahren, kommen häufig den Nobelkarossen angemessene Trinkgelder. Die Kundschaft bestehe im übrigen auf männlichen Fahrern, sagt Tilmann Eberhard und verweist auf das dort immer noch verbreitete Vorurteil von der besseren Fahrkunst männlicher Piloten.

Profi-Parker mit roten Parkas gehören in der Fasanenstraße während der Einkaufszeiten schon zum gewohnten Bild. Zwischenfälle mit den edlen Autos, wie Beulen oder Diebstähle, habe es bisher nicht gegeben, sagt der Jungunternehmer.

Er will den Service demnächst auch in Bonn anbieten. Für den Ernstfall komme aber eine Versicherung auf. Die „Knöllchen“, die trotz Parkservice manchmal an den Scheiben kleben, zahlt das Unternehmen. Für Auftraggeber, Nutzer und Anbieter rechnet sich der „exklusive Service“ dennoch.

Die Parkhelfer tauchen auch bei Empfängen, Galas und besonderen Veranstaltungen auf, zum Beispiel vor der russischen Botschaft. Hier dienen sie nicht als Vorsichtsmaßnahme bei der Verfolgung durch lauernde Polizisten, sondern sorgen für einen geregelten Ablauf von An- und Abfahrt während der Veranstaltung. Dienstkleidung ist dann nicht der Parka, sondern eine dunkelrote Livree. Dienstleistung sei Trumpf, so Eberhard, „schließlich wollen die Leute in ihren teuren Fummeln nicht 500 Meter zum Parkplatz laufen“. Gerd Lange (dpa)