Ein Spitzenspiel?

■ Gestärkt durch neuen Vertrag: Neue Töne von HSV-Trainer Möhlmann vor dem Heimspiel gegen Frankfurt

Merkwürdig still geworden ist der Mann, der in letzter Zeit die Bundesliga durch seine Äußerungen erheitert hat. Klaus Toppmöller, Trainer des Tabellenführers Eintracht Frankfurt, hat sich selbst ein Schweigen auferlegt: „Auch im Interesse meines Vereins äußere ich mich nur noch in den Pressekonferenzen nach den Spielen“, sagte er im Vorfeld des heutigen Gastspiels seiner Mannschaft im Hamburger Volksparkstadion.

Die schlichte Feststellung, daß Bundestrainer Berti Vogts in seiner Laufbahn ein Wadenbeißer gewesen sei, und daß er, Klaus Toppmöller, mit 18 Jahren seine Buffer verbrannt hätte, wenn er mit nur so wenig Talent gesegnet gewesen wäre wie Bundes-Berti, hat den Unmut der humorlosen, amateuresken DFB-Oberen auf sich gezogen.

Daß die von ihm betreute Equipe weit begnadeter spielt als Toppmöller und Bundes-Berti in ihrer aktiven Zeit zusammen, ist derzeit unstrittig. Ungewohnte Betriebsamkeit herrschte deshalb gestern im HSV-Kartencenter. Ungeachtet des ungemütlichen Novemberwetters und der unwirtlichen Stellinger Betonschüssel, lockt dieses Spiel über 50.000 Zuschauende. Dazu noch der Reiz, die Leute spielen zu sehen, derer sich der HSV im Laufe der Jahre entledigt hat. Etwa Ulli Stein, seit einer Dekade einer der beständigsten deutschen Torhüter und eine der wenigen Persönlichkeiten, die der Bundesliga noch geblieben sind. Oder aber auch Uwe Bein. Dessen Wechsel nach Frankfurt nach einer Saison der Kongenialität mit Thomas von Heesen, eigentlich nur der damalige sportliche Frühstücksdirektor des hanseatischen Renomierclubs, der jetzige mindererfolgreiche Bayern-Trainer Erich Ribbeck verstehen konnte. Ihm oblagen damals die Vertragsverhandlungen mit dem vormaligem HSV-Leistungsträger. Auch für Jan Furtok wird das Spiel gegen den HSV etwas besonderes sein. Schließlich will er, der vormalige Fanliebling, beweisen, daß er zu Unrecht dem alten Eisen zugeordnet wurde, und endlich einmal um die deutsche Meisterschaft mitspielen.

Zudem tritt der HSV mit dem Anspruch an, der Bundesliga einen Dienst erweisen zu wollen. „Wir wollen helfen, daß die Frankfurter nicht schon im Frühling als Meister feststehen“, tönte HSV-Trainer Benno Möhlmann vor dem Spiel, wohl darauf hoffend, daß der durch Gelb-Sperren bedingte Ausfall der beiden Frankfurter Manndecker schwerer wiegt, als die Rotsperre seines Sturmtanks Valdas Ivanauskas. „Wir haben auch ohne ihn das Potential, der Eintracht Paroli bieten zu können“, sagte Möhlmann. Für Ivanauskas wird voraussichtlich Andreas Sassen gegen die „United Colors Of Bembeltown“ antreten, wie die Multi-Kulti-Equipe von ihren Fans gerufen wird. Für den verletzten Libero Michael Kostner wird Marcus Babbel den letzten Mann spielen.

Ungewohnt forsch äußert sich Benno Möhlmann, in diesen Tagen mit einem neuen Vertrag und mehr Kompetenzen gegenüber Manager Heribert Bruchhagen ausgestattet, zu der Partie: „Wenn der Fünfte gegen die Top-Elf der Bundesliga antreten muß, ist das für mich ein Spitzenspiel. Obwohl ich noch abwarten will, was mein Kollege Klaus Toppmöller dazu sagt.“ Doch der gibt bekanntlich erst nach dem Spiel sein Statement. Der Herr Toppmöller, der, wenn es nach den Herzenswünschen des Herrn Bundestrainer geht, schleunigst zu einem Flopmöller degradiert werden müßte. kader