Zeitgemäße Geburtstagsklänge

■ L'Art Pour L'Arts Jubiläumskonzert in der Opera stabile

Nur wenige Tage nach der Zehn-Jahres-Feier mit Kultursenatorin gastierte das Ensemble für Neue Musik L'Art Pour L'Art im Rahmen des von ihm mitorganisierten Festivals Fließende Grenzen in der Opera stabile mit drei Ur-Aufführungen, unter anderem vom Hamburger Komponisten Thomas Jahn, die extra zum Jubiläum geschrieben wurden. Daß nur wenige Zuhörer kamen, kann an Programm und Ausführung des Abends nicht gelegen haben. Absolut hörenswert gab es zudem einen interessanten Einblick in neue Spieltechniken und Percussions-Instrumente. Neue Musik wird wohl auch in Hamburg zu stark mit dem Vorurteil des Unzugänglichen verbunden.

Volker Blumenthalers Caronglo V nach Prosa des Spaniers Ferlosio enthält Flaschenblasen, Papierreißen, Spiel mit Kieselsteinen, Waschbrett oder Hammer, jedoch nie zum demonstrativen Selbstzweck, sondern gemeinsam mit Flöte und Gitarre eingebunden in ruhig-atmosphärische Tonweiten, die sich langsam zum donnernd-kräftigen Sturm entwickeln.

Ein ständiges Wechselfließen von Flötenklängen und den hohen Tönen der Glasharmonika zeichnet C. Johannes Walters schwebenden Lichtwechsel aus. Astrid Schmeling begleitet ihre hohen Flötentöne und -glissandi zeitweise durch eine Art Gesang, die Tonquellen verschmelzen auch mit der Glasharmonika und vorsichtig eingesetzten Steel-Drums.

Nach einem sich ständig ablösenden Wechselspiel von Altflöte, Gitarre und Rahmentrommel in Hang Sang von Younghi Pagh Paan wird es in Thomas Jahns Amherst's Summer überraschend melodiös. Lyrisch, getragen, von einer sehr angenehm zurückhaltenden stimmlichen Präsenz singt Norma Enns die fünf Lieder nach Emily Dickenson. Michael Schröders Gitarre unterstreicht den nicht fröhlichen aber sommerlichen Charakter.

Elegy Of Narration, vier Lieder für Sopran, Flöte, Gitarre und Schlagzeug von Cord Meijering mit höchst gegensätzlichen musikalischen Stimmungen, freiem Rhythmus, mit Flüstern, Sprechen und impulsivem Gesang wurde zum befremdend faszinierenden Finale. Hier zeigt sich noch einmal die Vielfalt von Matthias Kauls Percussion, weiches Xylophonspiel, hohl klingende Wassertrommeln und Metallgongs wechseln.

L'Art Pour L'Art erweisen sich nach wie vor als exzellente Interpreten der Gegenwartsmusik. Gerade beim Programm dieses Konzerts darf ein weiterer Verdienst des Ensembles nicht unbeachtet bleiben: Ohne L'Art Pour L'Art hätte es die Stücke für diese spezifische Besetzung wohl kaum gegeben.

Niels Grevsen