Trauer, Abschied und die Suche nach dem Anfang

■ SPD-Chef Frahms Variationen zum Thema: „Weggehen um anzukommen“

Hamburgs SPD-Funktionäre haben Schiß voreinander – so viel, daß sie gestern sicherheitshalber die Presse im Kurt-Schuhmacher-Haus des Raumes verwiesen, damit diese auch bestimmt nicht Zeuge häßlicher Szenen werden konnte. Parteichef Helmut Frahm und Bürgermeister Henning Voscherau wollten den Distrikt-ChefInnen und der Bürgerschaftsfraktion Bericht erstatten – und dabei, so hieß es, wolle man die Genossen nicht durch die Anwesenheit von Journalisten zu „wenig dienlichen“ Schmähreden verlocken.

„Vorwärts und nicht vergessen...“ dies versuchte Frahm seinen KollegInnen ins Parteibuch zu schreiben. Er sei traurig über das Scheitern der rot-grünen Gespräche, aber, so mahnte er: „Trauer ist keine Sentimentalität, geschweige den Heuchelei. Die Fähigkeit zu trauern ist die Fähigkeit zum Neuanfang; fehlt die Trauer, wird verdrängt und wir wühlen uns weiter fest.“ Die SPD-Komission habe sich wirklich bewegt, so beschied Frahm. Denn, und dies lasse er nicht durch die GAL denunzieren, sie seien in Fragen der Hafenerweiterung, des Verkehrs und beim Atomausstieg Kompromisse eingegangen. Damit sei „ein kleiner Abschied in Richtung mehr Nachdenklichkeit auch gegenüber Großprojekten“ geleistet worden.

Frahms Botschaft für die Verhandlungen mit der Statt Partei: „Ich hoffe, wir haben alle gelernt, ich weiß, wir alle haben uns bewegt. Mit diesem Angebot gehen wir in die neuen Verhandlungen und können darauf stolz sein.“ Über den neuen Partner nur ein kurzer Seitenhieb: Die Statt Partei, so Fahm, hätte außer netten Vorschlägen, viel gutem Willen und einer bedenklichen sozialpolitischen Naivität nicht viel zu bieten. Aber er wolle in den Gesprächen mit ihnen ein ebenso fairer Verhandlungspartner sein wie Voscherau in den Gesprächen mit den Grünen. Versprechen oder Drohung?

GAL-Fraktionschefin Krista Sager scheint indes gänzlich geläutert. Am Samstag warf sie in Aachen die Frage auf, „ob die Sozialdemokraten nun scharenweise den Weg in das politische Irrenhaus angetreten sind“. Die SPD habe jedenfalls die „Regeln des politischen Anstandes kräftig verletzt“. Sie sei froh, aus den Gesprächen mit heilem Rückgrat herausgekommen zu sein. sako