“Ich brenne ich in der Hölle“

Das neunjährige Mädchen steht weinend auf dem Schulhof, während die anderen Jungs und Mädchen „Zublinzeln“ spielen: „Wenn ich das mitspiele, muß ich in der Hölle brennen!“ Die Lehrerin ist entsetzt. Das Mädchen ist Kind strenggläubiger Muslime.

Derartige Vorkommnisse gibt es an Schulen täglich: Das „interkulturelle Lernen“ gestaltet sich für LehrerInnen schwierig, für Kinder und Jugendliche oft schmerzhaft. Einen Erfahrungsaustausch über den Umgang mit fundamentalistische geprägten SchülerInnen gab es gestern auf der Tagung „Schule zwischen verschiedenen Kulturen“, die das „Wissenschaftliche Institut für Schulpraxis“ WIS.

Da wird es nicht nur zum Problem, wenn muslimische Mädchen nicht am Sportunterricht teilnehmen dürfen. Die Lehrer seien allesamt Vertreter des Teufels, schrieb ein fundamental-christlicher Vater aus Tenever der Lehrerin seiner Tochter. Die sollte nicht nur dem „Götzendienst des Faschings“ entsagen, sondern auch der Klassenfahrt. „Das steht nicht in der Bibel“, war die Begründung eines anderen, der seine Tochter vom Sexualkundeunterricht fernhalten wollte.

Immer wieder wurden auch die Zeugen Jehovas genannt, und: Nicht nur dem Sport-, sondern auch dem Sexualkunde- und Musikunterricht bleiben Kinder der aus Rußland stammenden Pfingstgemeinden fern - alle Versuche des Lehrerkollegiums, die Eltern umzustimmen, scheiterten: „Da wurde sofort abgeschottet.“

Der Theologe Helmut Langel, Sektenbeauftragter der Bremischen evangelischen Kirche, konnte dazu zunächst so einfache Tips geben wie den, Muslime nicht „Mohammedaner“ zu nennen: „Das ist nämlich ein altes christliches Schimpfwort.“ Komplizierter wurde es bei seiner Diskussionsstrategie gegenüber fundamentalistischen Eltern, die sich vor allem dadurch auszeichnen, daß sie über „die Wahrheit“ nicht diskutieren: „Statt die wörtliche Auslegung der Bibel oder des Koran beiseite zu schieben, sollte man sich die Bibelstellen gemeinsam mal genau ansehen“, so Langel.

Dann merke man, daß die angebliche wörtlich Anweisung gar nicht so in der Bibel steht, sondern so gedeutet wurde. Doch das Diskutieren höre da auf, wo ein Kind zum Beispiel psychisch terrorisiert werde: „Da muß ich intervenieren, zum Beispiel eine systematische Unterrichtseinheit über die Zeugen Jehovas machen“, so Langel.

Das Fazit einer Lehrerin: „Bei all dem fühle ich mich schlichtweg überfordert.“ skai