Boljahn an CDU zerschellt

■ Boljahn-Denkmal für die Vahr / Wer ihn hinter sich wähnt, hat ihn über sich

“Ein Kunstwerk“ soll es werden, meint Gewoba-Sprecher Ulrich Höft, ein Kunstwerk von der etwas ungewöhnlichen Art, das seine Gesellschaft für die „Berliner Freiheit“ in der Vahr geplant hat. Wenn es nach der Gewoba geht, soll es schon bald ein neues Denkmal geben, und zwar für eine der schillerndsten politischen Figuren der bremischen Nachkriegsgeschichte. Richard Boljahn, SPD- Baupolitiker, Vater der Vahr und gestürzt als Symbolfigur des „Baulandskandals“, soll per Denkmal die Vahrer beim Einkaufsbummel erfreuen. Wenn da nicht die störrische CDU im Vahrer Beirat wäre. Die hat jetzt im Bauausschuß das Projekt vorerst gestoppt.

Nach dem Tode Boljahns hatte der Gewoba-Vorstand gegrübelt, wie man „König Richard“ ehren könnte. Noch in diesem Monat soll die Franz-Schütte-Allee zwischen Vahrer Straße und Autobahn in Richard-Boljahn-Allee umbenannt werden. Doch das war den Baulöwen zu wenig. „Da wohnen ja auch kaum Leute“, findet Gewoba-Sprecher Höft. Also verfiel der Gewoba-Vorstand auf die Idee, ein Denkmal zu errichten.

Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, drei Künstler beteiligten sich und heraus kam die Entscheidung für das Modell des Künstlers Holger Vogt. Höft: „Sogar ein echter Vahraone.“ Und das ist durchaus auch kritikergeeignet, denn wer's nicht mag, der kann Boljahn seine vier Buchstaben zuwenden, denn es handelt sich um eine Steinbank. Auf dieser Bank sind Messingplatten befestigt, worauf wiederum Dokumente der Boljahnschen Lebensstationen eingeäzt sind. Höft: „Von der Geburtsurkunde bis zur Gründung der Vahr.“ Allerdings: Wer glaubt, Boljahn hinter sich zu haben, der hat ihn immer noch über sich: Aus der Mitte erhebt sich eine Säule, die von einer Boljahn-Büste geziert wird.

„Nicht einmal Wilhelm Kaisen oder andere verdiente Bremer sind in dieser Form geehrt worden“, murrt die Junge Union, und sie wettert gegen den „roten Filz“. Nach dem Veto im Beirat hat die Gewoba der Bausenatorin offiziell die Schenkung des Denkmals angedient. Zumindest bei der Senatorin kann sich der steinerne Boljahn der Zustimmung sicher sein. Schließlich ist Eva-Maria Lemke-Schulte nicht nur Bausenatorin, sondern auch noch Aufsichtsratsvorsitzende der Gewoba, und der Aufsichtsrat hat zu dem Projekt natürlich sei ok gegeben. Dort sitzt auch der Grüne Umweltsenator. Aber Ralf Fücks konnte sich gestern partout nicht erinnern. Da müsse er gefehlt haben. Daß die Grünen zustimmen, das ist eher zweifelhaft. Fraktionssprecher Dieter Mützelburg meldete gestern „Bedenken“an. Außerdem bezweifelte er, was der Gewoba- Sprecher noch als Vorteil gepriesen hatte: „Keine Folgekosten, nicht wie bei Brunnen.“ Mützelburg dagegen: „Wenn das mal keine Sprüche provoziert.“

Jochen Grabler