Unterm Strich

Die Japaner sind doch gelassener, als ihnen offenbar zugetraut wird. Den umstrittenen Film „Wiege der Sonne“ nach dem Bestsellerroman von Michael Chrichton halten Kinogänger in Tokio einer Umfrage nach für teilweise übertrieben und veraltet. Mit der Darstellung der aggressiven japanischen Firmenpolitik, in den USA Anlaß zu Rassismus-Vorwürfen, stimmten sie jedoch grundsätzlich überein. Einen dicken Klops haben sich die Filmemacher nach Auskunft eines sachkundigen Geschäftsmannes aber doch geleistet: Sushi (roher Fisch auf Reisbällchen) werden, sofern man sie – wie in einer Filmszene dargestellt – von einem nackten Frauenkörper ißt, immer ohne Reis genossen.

Die Nominierungen für den Europäischen Filmpreis „Felix“ stehen fest. Die Jury empfiehlt die Filme „Benny's Video“ von Michael Haneke aus Österreich, „Urga“ von Nikita Mikhailov aus Rußland und „Ein Herz im Winter“ von Claude Sautet Frankreich der Prämierung. Beworben hatten sich 59 Filme aus 29 Ländern. Um den Titel „Junger Europäischer Film des Jahres“ konkurrieren ab sofort „Mann beißt Hund“ von Belveaux/Bronzel/Poelvoorde, „Orlando“ von Sally Potter und „La petite amie d'Antonio“. Die Jury unter dem Vorsitz von André Delvaux stimmte anschließend in geheimer Wahl über die Preisträger in beiden Kategorien ab. Ihre Stimmen werden am 4. Dezember zu denen der Mitglieder der European Film Academy addiert und die Preisträger während der Verleihung bekanntgegeben. Spannung!

Schön, daß doch immer wieder etwas aus irgendeiner Versenkung auftaucht. Aufgetaucht sind in diesem Falle 200 vergessene Fotografien aus den 20er Jahren. Ort der Versenkung war der Dachboden des Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museums. Die großformatigen Fotos gehörten zu der von Walter Gropius zusammengestellten Wanderausstellung „Vorbildliche Industriebauten“. Fabriken und Warenhäuser mit bis dahin unbekannten Dimensionen und Inneneinrichtungen spiegeln diese wichtige Epoche des „Neuen Bauens“. Die glücklichen Finder zeigen die Architektur- und Design-Dokumente ab dem nächsten Sonntag bis Anfang März unter dem Titel „Moderne Baukunst“. Allerdings nicht auf dem Dachboden.

Das 1960 vom Internationalen PEN-Club gegründete Writers-in-Prison-Committee hat den heutigen Tag zum „Tag des inhaftierten Schriftstellers“ erklärt. Das Komitee betreut derzeit weltweit rund 700 verfolgte oder inhaftierte Autoren und Journalisten. Es tritt nicht für Autoren ein, die Gewalt oder Rassenhaß propagiert haben, ansonsten spielen die politischen Ansichten der betreuten Schriftsteller keine Rolle. Alle sechs Monate legt das Komitee einen Bericht vor. In der jüngsten Ausgabe sind 53 getötete, 55 verschwundene und über 400 gefangene oder deportierte Schriftsteller verzeichnet.