■ Das Portrait
: Harry Rowohlt

Der alte Widerborst Foto: Rolf Schulten/Octopus

Eine unmögliche Zeitung, die Zeit. Ihre Spannweite ist viel zu groß für U-Bahn, Sozialwohnungsklo oder Studierbank, also alle relevanten Orte, an denen eine Zeitung gemeinhin genutzt wird. Man müßte ihn ablehnen, diesen massigen Papierfächer, wäre da nicht dieser eine interessante Beitrag, eine Kolumne mit dem Titel „Pooh's Corner“, die in unregelmäßigen Abständen von Harry Rowohlt geliefert wird.

Wer noch nie von Harry Rowohlt gehört hat, wird jetzt fragen: ,Hat der etwas zu tun mit ...‘ Ich weiß nicht, was Harry heute sagen würde, doch vor ein paar Jahren sagte er schon: „Es geht mir doch allmählich ein bißchen auf den Senkel, daß den Leuten überhaupt nichts anderes einfällt.“ Harry Rowohlt, Jahrgang 1945, geboren in Hamburg, aber genetisch Halb-Bochumer, gelernter Verlagsbuchhändler, gelegentlich Schauspieler, ist Übersetzer, „einer der besten fünf“, sagt er, weil er ein bescheidener Mensch ist. Er hat „Pu der Bär“, „das schönste Kinderbuch der Welt“, mindestens kongenial neuübersetzt und auch Flann O'Brien, den zu popularisieren Harry sogar übers Land fährt, obwohl er überhaupt nicht gerne verreist – höchstens nach Bochum oder nach Wien. „Popularisieren?“, knurrt der alte Widerborst bärenpatzig und stellt klar: „Pushen! Aber sowieso. Unbarmherzig der Leserschaft aufs Auge drücken!“ Warum das so ist und wie sich alles ganz genau verhält, steht säuberlich niedergeschrieben in dem Büchlein „Pooh's Corner. Meinungen und Deinungen eines Bären von geringem Verstand“, jüngst erschienen im Haffmans Verlag, hübsch aufgemacht und absolut komplett. Die Kolumnen sind drin, Aufsätze und Berichte sowie, ganz wichtig, Harrys Filmkritiken. All das fügt sich zu einem Vademekum des Wissens und der tieferen Erkenntnis und ist uns unbedarften Skribenten ein unerschöpflicher Born der Weisheit und der Inspiration. Das gilt auch für ein Kinderbuch, das den Titel „Ich, Kater Robinson“ trägt, von Harry Rowohlt, der „mehr Wörter kennt als wir alle zusammen“ (Elke Heidenreich), geschrieben und von Peter Schössow illustriert wurde und im Wunderlich Verlag erschienen ist.

Und wenn Ihr Buchhändler fragt: „Rowohlt, hat der was zu tun mit dem...?“, dann sagen Sie bitte: „Nein, dieser Rowohlt hat doch dieses tolle Kinderbuch geschrieben, in das sich auch alle Erwachsenen flugs vergucken, sobald sie es erst in die Hand genommen haben.“ Harald Keller