■ Press-Schlag: Gay Games
Als Bob van Schijndel in den Räumen der niederländischen Schwulenorganisation COC endlich das ersehnte „Wir haben's gekriegt ...“ rief, ließ die Amsterdamer Schwulenszene die Korken knallen: Als erste europäische Stadt wird die niederländische Hauptstadt im August 1998 die „Gay and Lesbian Games“ ausrichten. Mit einer deutlichen Mehrheit von mehr als zehn Stimmen stimmte die „Stiftung Gay Games“ in Washington gegen die Mitbewerber Sydney und Atlanta. Köln, Houston und Berlin – irgendwie glücklos bei der Vergabe internationaler Veranstaltungen – waren bereits vorher aus dem Rennen.
Seit die Ära schwuler und lesbischer Spiele 1982 von der amerikanischen Schwulenbewegung mit 1.300 TeilnehmerInnen in San Francisco eingeläutet wurde, nimmt die Attraktivität der Spiele immer stärker zu: Mit etwa 20.000 SportlerInnen wird im kommenden Jahr in New York gerechnet, für Amsterdam hoffen die OrganisatorInnen auf etwa 15.000 Aktive bei 50.000 bis 60.000 BesucherInnen. Die Kosten des einwöchigen Spektakels von knapp sechs Millionen Mark sollen durch ebenso hohe Einnahmen kompensiert werden. 170.000 Mark hat immerhin schon die Bewerbung verschlungen – finanziell unterstützt von der Stadt Amsterdam sowie dem Sozialministerium in Den Haag.
„Es werden gewaltige Spiele werden“, freut sich Bob van Schijndel, einer der Organisatoren, schon jetzt. Immer wieder betont er die Vorteile, welche die internationale und tolerante Stadt gerade für Homosexuelle aufweist. „Amsterdam ist das ,Gay Capital‘ Europas, die einzige Stadt mit einem Homomonument – gerade im Hinblick auf die Lage in Osteuropa wollen wir unser freies Leben hier vermitteln und als Vorbild dienen.“
Denn die Gay and Lesbian Games sind seit ihrer Entstehung mehr als nur ein sportliches Ereignis. Neben den Wettkämpfen, die vom Badminton bis Windsurfen reichen (Amsterdam war bereits angekündigt, sich seiner Lage entsprechend insbesondere auf den Wassersport zu verlegen), steht auch schwule und lesbische Kultur im Vordergrund – mit Musik, Opern, Ausstellungen. Entsprechend der ursprünglichen olympischen Idee sollen Menschen – Sportler und Nichtsportler – hier zusammenkommen, Kontakte knüpfen, Informationen austauschen und gemeinsame Initiativen ausarbeiten.
An den Wettkämpfen – zu denen übrigens auch Darts, Bridge und Bowling gehören – teilnehmen kann jeder, ob dick oder dünn, homo oder hetero. Auch für die gesundheitliche Versorgung für Menschen mit HIV und Aids wird in Amsterdam gesorgt – ein weiteres Argument, die Spiele aus ihrem amerikanischen Ghetto zu befreien – in die Staaten dürfen Besucher und TeilnehmerInnen mit HIV und Aids nicht einreisen.
Doch auch in wettkampfsportlicher Hinsicht gebe es gute Argumente für die Ausrichtung der Spiele, betonen die Organisatoren. „Schwule und Lesben in Sportvereinen werden selbst hier noch benachteiligt“, so Gerd Hekma, der für das niederländische Sozialministerium an einer Studie über Diskriminierung im Sport arbeitet. „Natürlich gibt es auch homosexuelle Leistungssportler. Aber sie dürfen ihre Veranlagung nicht offen ausleben – das schreckt andere Sportler und auch Sponsoren.“
„Freundschaft“ lautet dann auch das Motto der Amsterdamer Spiele 1998 – in niederländischer Tradition auf einem Logo mit einer ineinandergreifenden roten Tulpe und einem rosa Dreieck versinnbildlicht. Jeannette Goddar
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