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Wenn's Fernsehen in die Wohnung kommt

■ Sieben Fragen zu zehn neuen Folgen „Fußbroichs“, 19.45 Uhr auf West 3

Die Fußbroichs – ob es sie wirklich gibt? Oder sind sie gar die redaktionelle Ausgeburt dessen, was man sich beim Sender unter einer Arbeiterfamilie vorstellt?

Abgesehen davon, daß sich die Fußbroichs nicht ausdenken lassen – es gibt sie tatsächlich, und das Verhältnis zwischen abgebildeter und gelebter Realität ist eins zu eins. Die unnachahmlichen Zoten, prallvoll mit Klischees, Vorurteilen, Schnellschüssen und Lebensweisheiten, für die wir Fred und Annemie, Pia und Frank so lieben – alles ist echt, auch wenn manche Einstellungen aus technischen Gründen nachgestellt wurden. Fred und Annemie berichten davon, und man fühlt sich gleich bei ihnen zu Hause.

Die Fußbroichs – wie funktioniert das eigentlich? „Wir rufen an, wenn wir 'ne neue Küche kriegen“, erklärt Fred, „und dann kommt der WDR, oder auch nicht.“ Und worüber lacht der Zuschauer dann? Über Flachheit, Beschränktheit, mangelnde Bildung? Oder darüber, daß diese Leute Dinge sagen, die unsereins sich nicht trauen würde, einfach drauflos und unaufhörlich? Fragen für Humorlose.

Die Fußbroichs – sind die in Köln etwa alle so? Nicht alle, aber doch so viele, daß die Familie aus Köln-Buchheim gar nicht sonderlich auffällt. Abgesehen davon, daß die vier ein Glücksfall sondergleichen sind: nicht nur unternehmungslustig und gefestigt, ja glücklich, sondern auch absolut hemmungslos im Umgang miteinander vor der Kamera: „Ich denke dabei nie daran, daß das mal ins Fernsehen kommt“, sagt Annemie, und man glaubt es ihr.

Es sieht den Spielverderbern von der Bild-Zeitung ähnlich, daß sie auf der Titelseite verraten mußten, was in der übernächsten Staffel erst zu sehen sein wird. Wir verraten für die kommende nur soviel: Frank ist zufrieden als Schweißer und kauft sich ein Auto; Pia geht nicht nackt in die Sauna und kriegt eine neue Küche; Frau Kohl ist geliftet (sagt Annemie); Fred kauft eine Sonnenbank; Frank holt sich einen Furunkel. Und ewig läuft der Fernseher dazu. Oliver Rahayel

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