■ Mit EG-Zusatzstoffen auf du und du: Die Kraft der Rübe
Brüssel (taz) – Die dänischen Kühe sind sauer. Ihr guter Ruf steht auf dem Spiel. Persische Käsehändler haben behauptet, der Feta aus dänischer Kuhmilch sei nicht weiß genug. Er sei sogar ein bißchen gelblich, was bei einem Feta eher ungesund aussieht.
Genaugenommen könnte den Dänen der orientalische Käse-Geschmack Wurst sein – wenn sie nicht einen großen Teil ihrer Weichkäse-Produktion genau dort hinrollen würden: 82.000 Tonnen im Jahr.
Nach alter Überlieferung wird Feta eigentlich nicht aus Kuhmilch, sondern aus Schafs- oder Ziegenmilch gekäst. Aber dafür fehlen in Dänemark ein paar grundlegende Voraussetzungen, und Kühe sind zwischen Ost- und Nordsee genügend da. Nach alter Europäischer Bauerntradition lösen die Dänen ihr Problem seit einiger Zeit dadurch, daß sie der Natur etwas nachhelfen. Ein bißchen E 131 in die Milch, und schon strahlt der dänische Ersatz-Feta so schön wie sein griechischer Vetter.
Aber jetzt auf einmal mischt sich die Europäische Union ein. Damit im Binnenmarkt kein Land mehr künstliche Handelsschranken aufbauen kann, müssen einheitliche Regeln her. Bisher beispielsweise konnte Griechenland dem dänischen Kuh- Feta die Einfuhr mit der Begründung verweigern, der sehe schon so ungesund aus. Deshalb wird jetzt eine Liste aller erlaubten Lebensmittel-Zusatzstoffe aufgestellt, die künftig in allen Ländern gilt.
Der dänische Käse-Weißmacher E 131 ist nicht auf der Liste. Nach Ansicht der EG-Experten ist er zwar gesundheitlich unbedenklich und erfüllt damit das erste Kriterium. Aber er ist produktionstechnisch nicht nötig, und damit fehlt ihm die zweite wichtige Zulassungsvoraussetzung.
Seit Wochen liegt der dänische Bauernminister seinen europäischen Kollegen in den Ohren, um sie zu einer Ausnahme für seinen Käse zu erweichen. Einige von ihnen rümpfen die Nase und finden unnötige Zusatzstoffe schlicht anrüchig. Und einer ist schon aus Prinzip dagegen: dem griechischen Vertreter würde es nicht im Traum einfallen, für ein bißchen Lorbeer aus Dänemark seine Schafe im Stich zu lassen. Denn die griechischen Schafe freuen sich schon. Ihr Feta ist so blütenweiß, wie ihn die Mullahs lieben. Und wenn die Dänen ihren Käse aus Kuhmilch nicht bald weiß kriegen, dann werden die Griechen den lukrativen nahöstlichen Markt ganz schnell mit Schafskäse überziehen.
Im Grunde könnten die Dänen ihren geweißten Feta hinliefern, wo der Pfeffer wächst. Solange sie auf dem europäischen Markt ausschließlich E131-freien Käse vertreiben, kann die EG gar nichts vorschreiben. Aber inzwischen hat die persische Kundschaft den Käse gerochen und besteht darauf, daß auch auf ihrem Feta der EG-Zulassungsstempel drauf ist. Wir essen nichts, sagen die Käsefreunde in Teheran steif, was nicht auch die Europäer essen würden.
Übrigens: Die Dänen könnten ihren Feta auch ohne E 131 schön weiß bekommen. Sie dürften dann nur ihre Kühe nur nicht mehr mit dem Färber-Vitamin Karotin füttern, das aus der Kraft der Rübe kommt und dafür sorgt, daß die Butter so schön gelb wird. Alois Berger
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