Lokalkoloratur

Da hat Hamburg mit Frank Baumbauer endlich wieder einen Intendanten, der dem zuletzt künstlerisch abgewirtschafteten Deutschen Schauspielhaus eine neue theatralische Solvenz erkämpft, und dann hat die Hamburger CDU in Form ihres Bürgerschaftsabgeordneten Hartmut Schwesinger nichts besseres zu tun, als kleinliche Nörgeleien abzulassen. Warum müsse man, fragt der gelernte Chemiker in einer kleinen Anfrage, wenn man ein so großes Haus habe, die Zuschauer auf die Bühne setzen und im leeren Saal Theater spielen. Die Frage, die sich von alleine beantwortet hätte, wenn sich Hartmut Schwesinger die kritisierte Aufführung, Rainald Goetz' Stück „Kritik in Festung“, einmal angesehen hätte, zeugt neben Kleinmut auch von ökonomischer Kurzsichtigkeit. Denn gerade Baumbauers Mut, inhaltlich wie formal neue Wege zu beschreiten, war es, der der Saisoneröffnung eine lange vermißte Publikums- und Presse-Resonanz beschert hat. Schwesinger, der, wie gestern bekannt wurde, neuer Chef der Frankfurter Wirtschafsförderung wird, kann man nur wünschen, daß er auf diesem Posten dazu kommt, darüber nachzudenken, was der Unterschied zwischen Wirtschafts- und Kultursubvention ist. tlb