Ein faustkämpfender PR-Gag: Mickey Rourke in Hamburg

Eigentlich sollte es nur ein PR-Gag werden. Es galt eine schwer verkäufliche Ware der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. „Presserummel war durchaus beabsichtigt, aber, daß so viel los ist, damit haben wir nicht gerechnet“, äußerte sich Michael Pfad, Sportchef von Premiere, bei der Pressekonferenz mit Mickey Rourke anläßlich des samstäglichen Box-Schaukampfes in der Alsterdorfer Sporthalle. Der Hauptkampf dieser Veranstaltung um die Weltmeisterschaft im Cruisergewicht des kleinsten der vier Weltboxverbände, der WBO, zwischen Markus Bott und dem Titelverteidiger Nestor Giovannini sollte im Vordergrund stehen – der Schaukampf mit dem 80er-Jahre-Schmuddelschauspieler gegen den unbekannten Amerikaner Thomas McCoy nur besonderes Schmankerl sein.

Doch Rourke, in den USA längst in die schauspielerische Zweitklasssigkeit abgerutscht, zehrt bei der deutschen Öffentlichkeit noch von alten Erfolgen wie etwa seiner nn Rolle in 9 1/2 Wochen, dem Film der Lebensmittelschmaddereien vorübergehend schlafzimmerfähig machte.

Etwa 200 JournalistInnen (“Vom goldenen Blatt bis zum goldenen Schuß“, bilanzierte ein Sportjournalist) drängelten sich gestern vormittag bei der Pressekonferenz im Hotel Atlantic. Brav beantwortete Rourke, der in Begleitung seiner Box-Entourage erschien, die Fragen. „Die Chancen stehen fifty-fifty“, sagte er, der seit seinem Coming-Out als Profi-Boxer, 1991, keinen seiner sechs Kämpfe verloren hat, zu seinem sonnabendlichen Auftritt. Amüsiert von den Fragen der Yellow-Press-Angestellten (“Was halten Sie von den deutschen Frauen? Rourke: „Dieses Land wäre trostlos, wenn es hier keine Frauen geben würde“.) verkündete er, daß er noch sechsmal in den Ring steigen will, um dann seine Hollywoodkarriere ernster zu nehmen. Außerdem sei er ein besserer Schauspieler als Boxer. Diese Meinung vertritt auch Boxtrainer Chuck Talmani. Der jetzige Trainer von Markus Bott, unter dem Mickey Rourke als Teenager trainierte und 26 Amateurkämpfe bestritt, sagte unlängst: „ Mickey war schon damals hochmotiviert, aber für den großen Durchbruch fehlte ihm das Talent.“ Hoffen wir, daß der demnächst auf der Leinwand erfolgt. kader

Foto: Henning Scholz