UKE: Ohne Bestrahlung wären noch mehr tot

■ ...sagt Radiologe Hübener / 21 Prostatakrebs-Patienten leiden an Nebenwirkungen

Der suspendierte Chefarzt der UKE-Strahlentherapie, Professor Klaus-Henning Hübener, wehrt sich gegen den Verdacht, auch Prostatakrebs-Patienten verstrahlt zu haben. Ohne seine Behandlung, erklärte Hübener gestern, wären nicht 62 Prozent der Betroffenen noch am Leben, sondern vermutlich weniger als zehn Prozent.

Am Dienstag hatte die Uniklinik der Wissenschaftsbehörde (BWF) eine Auswertung über die Behandlung von Prostatakrebs-Patienten in den Jahren 1986 bis 1990 vorgelegt. Danach leiden 21 von 167 der ehemaligen Hübener-Patienten (nicht alle 167, wie die taz gestern unter Berufung auf NDR-Informationen berichtete) an schwersten Nebenwirkungen, drei Patienten sind vermutlich an deren Folgen gestorben.

Der kommissarische Leiter der UKE-Radiologie, Prof. Thomas Herrmann, hatte nach dieser vorläufigen Auswertung den Verdacht geäußert, daß die Zahl der schweren Nebenwirkungen im internationalen und nationalen Vergleich zu hoch liegt. Wissenschaftssenator Leonhard Hajen hatte daraufhin am Dienstag die Professoren Rolf Sauer (Erlangen) und Michael Wannenmacher (Heidelberg) mit einer neuerlichen Begutachtung von Hübeners Methode beauftragt.

Die beiden Radiologen hatten Hübener bereits bei der Bestrahlung von Darmkrebs-PatientInnen ärztliche Behandlungsfehler attestiert. „Nebenwirkungen sind entsprechend der relativ hohen erforderlichen Strahlendosis nicht selten“, setzt Hübener jetzt der BWF-Erklärung entgegen. In renommierten Publikationen würden die gravierenden Nebenwirkungen in besonderen Gruppen bis über 20 Prozent beschrieben, die „hier ermittelte mittlere Rate gravierender Nebenwirkungen erreicht 13,8 Prozent“.

Der Radiologe beklagt zudem, daß im Fall einer unzureichenden Bestrahlung der Tod eines Patienten oft als schicksalhaft hingenommen werde – hingegen würden Nebenwirkungen, ohne die das Leben nicht hätte erhalten werden können, oft als Behandlungsfehler eingestuft. Eine externe Begutachtung der Fälle begrüßt Hübener ausdrücklich. Überprüft werden müsse dabei auch, „ob Abweichungen von meinem Behandlungskonzept gewollt oder ungewollt vorliegen“.

Hajen-Mitarbeiterin Dagmar Jensen erklärte, „die Frage, ob ohne Bestrahlung noch mehr Patienten gestorben wären, spielt bei der Feststellung etwaiger Behand-lungsfehler keine Rolle“. Gegenwärtig wird im UKE bei der Bestrahlung von Prostatakarzinomen eine andere Bestrahlungstechnik angewandt, so die BWF. Diese ist nach Ansicht externer Sachverständiger nicht zu beanstanden.

Sannah Koch