Zu viel Geschwätzigkeit

■ Die Äußerungen und Dementis von HSV-Manager Bruchhagen

Geschwätzigkeit ist ein sehr männliches, sehr fußballerisches und sehr lästiges Laster. „Ich habe kein Verständnis dafür, daß bei uns derzeit so viel gesabbelt wird“, mokierte sich Benno Möhlmann, jüngst bespritzt mit stoßbeinharten Tatsachen, die aus dem Leck in der verschworenen Verschwiegenheit des HSV gesprudelt sind. Der Ärger des Trainers galt am Freitag HSV-Manager Heribert Bruchhagen. Der soll verlautet haben, daß der Tabellendritte Interesse an der Verpflichtung des 25jährigen Mittelfeldspielers des italienischen Zweitligisten AC Florenz, Stefan Effenberg, habe.

Auslöser für die Irritationen war ein zur heutigen Ausstrahlung vorbereitetes Interview des Fernsehsenders „Premiere“ mit dem HSV-Manager, das in Auszügen am Freitag von einer Hamburger Boulevard-Zeitung vorab verbreitet wurde. Danach soll Bruchhagen am Rande des Kölner Länderspiels gegen Brasilien bereits Kontakt zum gebürtigen Hamburger Effenberg aufgenommen haben.

Bruchhagen lieferte am Freitag Flickwerk, indem er betonte, in Bezug auf Effenberg rein theoretische Gedankenspiele angestellt zu haben. Plaudereien eben. Der Profi passe vom Alter her sehr wohl in das Konzept des HSV, Spieler zu holen, die später noch transferierbar seien. Der HSV könne jedoch erst bei einer Qualifikation für den UEFA-Cup beginnen, in anderen Kategorien zu denken. Mit anderen Worten: „Effe“ ist wohl zu teuer. Selbst die

Brutto-Mehreinnahme von rund zwei Millionen Mark, die der Verein durch die beste Zuschauer-Halbzeitbilanz seit elf Jahren erzielte, deckt lediglich ein Viertel der geschätzten Ablösesumme Effenbergs. Fern vom Trouble um große Stars und ihre Satelliten läuft die Bundesligaroutine trotzdem weiter. Der HSV muß beim sonnabendlichen Spiel in Kaiserslautern einige blessur- und ungerechtigkeitsbedingte Ausfälle verkraften. Lichtblick: Stammlibero Michael Kostner hat den Kampf gegen den Achillessehnen-Überlastungsschaden gewonnen und ist auf der „Betze“ mit dabei. Carsten Kober dagegen muß wegen seiner in der Partie gegen Frankfurt erlittenen Oberschenkelzerrung passen. Fünf gelbe und eine rote versperren Marcus Babbel und Valdas Ivanauskas den Weg. Neben Marijan Kovacevic werden vermutlich Stefan Schnoor und Christian Korth, 22jähriger Neuling aus dem Oberliga-Lager, den Kader komplettieren.

„Wenn die Mannschaft keine Angst bekommt, kann sie trotz dieser Ausfälle auf dem Betzenberg bestehen. Kaiserslautern ist nicht stärker als wir“, sagte Benno Möhlmann. In der Tat: Unglück wird zum Glück, indem man es bejaht.

Claudia Thomsen