piwik no script img

Vorm Konzert ein Kreuzzeichen

■ Gespräch mit dem Manager des Mönchschors „Arte Chorale“

Um das Jahr 600 herum veranlaßte Gregor der Große, Kirchenlehrer und Bekehrer der Angelsachsen, eine grundlegende Neuordnung und Sammlung der Römischen Liturgie, aus der in den folgenden 300 Jahren der Gregorianische Gesang entstand. Bis heute wurde dieser Chorgesang bewahrt und auch weiterentwickelt. Der Moskauer Mönchschor Arte Chorale bewahrt die Gregorianischen Tradition. Anläßlich seines Konzertes am 9. Dezember in Hamburg, sprach die taz mit Karsten Arndt, dem Tourmanager der Mönche.

Stellt diese Tour nicht die Vermarktung der Religiosität dar?

Arndt: Nein, sicher nicht. Wir wollten schon seit langem mehr im Klassik-Bereich machen und da fiel uns ein, daß in Deutschland hunderte von Kirchen stehen, die meistens leer sind. So dachten wir uns, diese nun für Konzerte zu nutzen. Außerdem freuen sich die Pastoren, wenn mal ein paar Schäfchen mehr in die Kirche kommen.

Welche Intention verfolgt der Chor, geht es ums Geld?

Ja, wir mußten die auch nicht großartig überreden, denn das Kloster in Moskau ist total verfallen, richtig vergammelt. Das Geld, das durch die Konzerte verdient wird, dient hauptsächlich dazu, das Kloster wieder aufzubauen.

Wie reagieren die Mönche auf die Konzertreise?

Die sind begeistert. Schon alleine deswegen, weil sie immer ein so gutes Publikum haben. Das Reisen selbst sind sie gewöhnt, schließlich sind sie auch in der ehemaligen Sowjetunion eine Berühmtheit. Sie wurden sogar vom St. Petersburger Patriarchen der russischorthodoxen Kirche geweiht.

Wie seid ihr denn überhaupt auf Arte Chorale gekommen?

Wir hatten bereits durch den Chor der Roten Armee Kontakte nach Moskau, kannten uns dadurch in der Künstlerszene etwas aus. Ein Partner zeigte uns ein paar Projekte und so kamen wir irgendwann zum Erzengel-Gabriel-Kloster. Dort stellte sich der Chor vor, indem er einfach anfing zu singen: Und da hat's mir echt die Sprache verschlagen. Etwas von der Qualität hatte ich einfach noch nie gehört.

Wie lange besteht der Chor?

Den Chor gibt es schon etwa seit dem 16. Jahrhundert. Der jetzige mit zwölf Sängern existiert als Arte Chorale seit Ende der 70er Jahre.

Kommen die Mönche denn während der Tour noch zum beten?

Doch schon, wenn sie ins Konzert gehen, bekreuzigen sie sich oder beten zusammen in der Garderobe. Mehr findet da aber auch nicht statt, denn die Tour ist eine wirklich anstrengende Sache.

nnnnnnnnFragen: Andrew Ruch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen