Der Mensch und das Meer

■ Bremer Uni koordiniert deutsche Beiträge für weltweites Meeresforschungsprojekt / Auch Uni Hamburg beteiligt

Die Welt sitzt im Treibhaus, der Kohlendioxid-Verwerter Baum meldet sich permanent krank, man könnte ins Wasser gehen. Dorthin gingen bereits 1989 die ersten Wissenschaftler, und das weltweit. Joint Global Ocean Flux Study, kurz JGOFS, nennen sie das. Sie wissen, daß der CO2-Austausch zwischen Atmosphäre und Ozean eine wesentliche Rolle im gesamten Kohlenstoffkreislauf der Erde spielt.

Und weil sie noch mehr wissen wollten, schlossen sich international Meeresbiologen, Chemiker, physikalische Ozeanographen und Meeresgeologen zu diesem Projekt zusammen. Da deutsche Meeresforschende maßgeblich an der Entwicklung dieses Programmes beteiligt waren, ging das internationale JGOFS-Büro ans Kieler Institut für Meereskunde. Die Uni Bremen koordiniert die deutschen Beiträge, die zusätzlich in Hamburg, Oldenburg, Tübingen und Rostock-Warnemünde zusammengeforscht werden. Zwölf Teilbereiche machen das Projekt zum Verbundvorhaben, dem jetzt auch der Bund zunächst bis 1996 etwa 6,6 Millionen Mark zuschießen wird.

Großräumige Untersuchungen mit Schiffen und Satelliten sowie langfristige Beobachtungen des Ozeans an ausgewählten Stationen sollen Aufschlüsse über Veränderungen des ozeanischen Kohlenstoffkreislaufs bringen. Da nämlich der Gehalt an Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre wesentlich durch die Weltmeere mitbestimmt wird, wird auch die Reaktion derselben auf weltweite Klimaänderungen für die Wissenschaft immer interessanter werden.

Algen zum Beispiel nehmen Kohlendioxid im Oberflächenwasser der Meere auf. Das CO2 wandert mit dem Absterben der Pflanzen als Kohlenstoff Richtung Meeresgrund. Da der Ozean somit Klimaveränderungen auch reguliert, gibt es Gründe genug für die Frage, die der Bremer Geologieprofessor Gerold Wefer formuliert: „Wieviel CO2 kann der Ozean aufnehmen und auf welche Weise?“.

Denn lange Zeit war der Austausch von Stoffen, auch von CO2, zwischen der Luft und dem Wasser ausgeglichen. Am Anfang war das Wasser. Aus dem Wasser kam der Mensch. Mensch baut Auto, Auto macht CO2. CO2 macht Treibhaus. Jetzt fragen Wissenschaftler Wasser, was es von all dem hält.

Wir sind gespannt.

André Hesel