Womenpower auf dem Arbeitsmarkt

■ Neun Frauen gründen „glanz & gloria“, eine Frauenagentur, mit EG-Anschubfinanzierung .

Hannovers Welt der PR-Agenturen ist reicher geworden. Nicht, daß die werbetreibende Zunft von der wirtschaftlichen Rezession verschont geblieben wäre und das große Geld verdient – das wohl weniger, aber: „glanz & gloria“ rückt nach.

„glanz & gloria“ ist ein Unternehmen, daß nur aus Frauen besteht, Frauen, die KundInnen betreuen und beraten, Frauen, die Veranstaltungen organisieren, moderieren, die texten, weiterbilden, entwerfen, fotografieren und eine eigene Zeitung herausbringen. Neun Akademikerinnen, allesamt mit pragmatischer Orientierung und Zusatzausbildung auf den Gebieten Betriebswirtschaft, Kunst, Grafik, Fotografie und Journalismus, sind die Gründerinnen.

Die diplomierten Geisteswissenschaftlerinnen nahmen ihre Zukunft in die eigenen Hände. „Uns hätte die Langzeitarbeitslosigkeit gedroht“, sagt Anette Volland, Chefredakteurin der Zeitung LABECULA, die ebenfalls unter dem Dach von „glanz und gloria“ entsteht, „und das hier ist wenigstens eine sinnvolle Alternative zur ABM-Stelle.“ GmbH statt ABM scheint mehr als nur die Verwirklichung einer Idee zu sein. Aus der Not geboren, bietet sie den auf dem Arbeitsmarkt ohnehin benachteiligten Frauen eine berufliche Zukunft.

Daß das geplante Projekt kein Hirngespinst genervter arbeitsloser Feministinnen, sondern ein realisierbares Vorhaben mit Marktberechtigung und –chance war, haben sogar das Land Niedersachsen und die EG erkannt. „glanz und gloria“ iist einer von rund 50 „sozialen Betrieben“ in Niedersachsen, finanziell unterstützt vom Landessozialministerium und gesponsert aus dem Europäischen Sozialfonds. Doch die finanzielle Hilfe wird nicht unbefristet gewährt: In drei Jahren versiegt die Geldquelle.

„Die Fördermittel sind sowieso nur Zuschüsse“, erzählt eine der beiden Geschäftsführerinnen, Claudia Schieblon, „wir alle mußten erstmal Geld hineinstecken.“ Fest entschlossen zu überleben – wenigstens bis sich der Betrieb selbst trägt – beantragten die „glorias“ beim niedersächsischen Wirtschaftsministerium außerdem ein zinsgünstiges Darlehen. Der Antrag wurde abgelehnt, „da wir eine GmbH gegründet haben und somit alle Geschäftsführerinnen sind, würden wir nicht die Voraussetzungen erfüllen“, erzählt Claudia Schieblon.

Doch die Flinte ins Korn wollen die Neun nicht werfen. Im Gegenteil: Sie haben die sogenannten Non-Profit-Organisationen ins Visier genommen, wollen Kampagnen für Umwelt, Frauen und Soziales starten – falls sich denn ein Interessent findet. Bisher gehören eher kleinere Gruppen oder Unternehmen zu ihrem Kundenkreis, für die sie Werbeaktionen organisierten.

„Jede von uns ist auf einen Bereich spezialisiert und arbeitet eigenverantwortlich. Im Mittelpunkt stehen die KundInnen mit ihren charakteristischen Anliegen und Interessen“, so Claudia Schieblon. Was das praktisch und konkret bedeutet, erklärt Martina Engelhardt, Leiterin der Werbeagentur: „An erster Stelle steht eine genaue Analyse der Ziele und dessen, was oder wen man überhaupt erreichen will. Dann legen wir ein Konzept vor. Von oberflächlicher Ad-hoc-Arbeit halten wir nichts.“

Marita Vollborn