Bremen soll Grunau vor Konkurs retten

■ Scheitern auf der AG-„Weser“: Bremen zahlt 15-20 Mio / Grunau entläßt MitarbeiterInnen

Zehn Jahre ist es her, da wurde die Bremer Traditionswerft AG- „Weser“ geschlossen. In den Jahren danach hat die Bremer Wirtschaftsförderung versucht, auf dem Werftgelände am seeschifftiefen Wasser den Aufbau einer „Zentrale Montage- und Umschlagsstätte für den Großanlagenbau“ zu fördern - mit einer ingesamt zweistelligen Millionensumme. Seit Jahren aber steht das Gelände leer, wird nur als Container-Lager genutzt oder jetzt für die Demontage von Panzern.

Am kommenden Mittwoch soll der Wirtschaftsförderungsausschuß endgültig einen Schlußstrich unter das großspurige Konzept vom Großanlagenbau gezogen werden. Anstatt den Parlamentariern aber wirklich offenzulegen, was der Spaß gekostet hat, hat die Wirtschaftsbehörde mitgeteilt, daß die (fertig vorliegende) Beschlußvorlage zurückbehalten, um sie kurzfristig vorzulegen.

Zu peinlich wäre der Inhalt offenbar und zu viele Fragen würden sich stellen, könnte einer der Parlamentarier die umfagreiche Vorlage vorher lesen: zum Abschied wollen die Wirtschaftsförderer der Gruppe des gescheiterten Anstrich-Unternehmers Grunau, dem sie zum Großanlagenbauer machen wollten, noch einmal mit 15-20 Millionen Mark vor dem Konkurs retten.

Wie man so mit der Stadtgemeinde seine Geschäfte machen kann? Zum Beispiel so: Die Stadt will von Grunau die alten AG- „Weser“-Hallen, die der 1988 für 3,9 Millionen gekauft hat (und trotz Wirtschaftsförderung nicht selbst nutzt, sondern nur lukrativ weiterverpachtet), nun für stolze 12 Millionen zurückkaufen. Ein anderes Beispiel: Grunau pachtet wertvolles Gelände am Kai. Die Stadt räumt ihm einen günstigen 10-Jahres-Vertrag ein. Grunau zahlt aber die Pacht nicht. Die aufgelaufenen Rückstände (1991 hatte Grunau selbst 1 Million eingeräumt) sollen jetzt mit der Ablösesumme für den Pachtvertrag verrechnet werden, damit Bremen über das Gelände endlich wieder verfügen kann.

„Konzentration der Grunau- Gruppe“ an einem anderen Gelände bei der Hojo-Halle war vor einem Jahr die Legende für die Abwicklung des großen AG-Weser- Flops. Unter dem Vorwand, er wolle auf dem AG-Weser-Gelände investieren, hat Grunau schon einmal 1988 Bremer 4 Millionen kassiert. Die Stadt wollte damals sein Firmengrundstück in Mahndorf kaufen, angeblich um andere Industrie ansiedeln zu können. Grunau sollte seinen Sandstrahl-Betrieb aufs AG-„Weser“-Gelände verlagern. „Wir hatten damals den Verdacht, daß der Grunau uns über den Tisch zieht“, erinnert sich Hartwig Meyer-Arndt, damals Senatsdirektor im Finanzressort. Die 4 Millionen Grunau nur „Zug um Zug“ für dessen Investitionen in die Betriebsverlagerung geben werden, so wollte es der Ausschuß.

Doch Bremens oberster Wirtschaftsförderer, Senatsdirektor Haller, wußte, daß Grunau keinen Kredit mehr bei der Sparkasse hatte für neue Investitionen. Haller setzte entgegen dem Deputationsbeschluß durch, daß daß die 4 Millionen umgehend und direkt an die Sparkasse zur Ablösung alter Schulden flossen.

Was am kommenden Mittwoch über die Bühne gezogen werden soll, erinnert fatal an die damalige Rettung des Unternehmers Grunau. Da nach der Landeshaushaltsordnung nicht erlaubt ist, einem Unternehmen 15-20 Millionen zu geben, um es vor dem Konkurs zu retten, wird die Gewährung der Summe damit begründet, Grunau wolle in Bremen investieren. Dabei entläßt er schon seine Leute und will die restliche Verwaltung nach Ahlhorn verlagern. K.W.