■ Normalzeit
: Neues aus der Aufklärungsbranche

Wolfgang Bogen hilft Erfindern, es gibt eben auch gute Rechte: Der einstige Zehlendorfer Vorzeigeunternehmer mit der „Diesel-Medaille“ besaß selber mehrere Weltpatente – zur Verbesserung von Tonabnahmen, dazu einige edle Firmen. Die Digitaltechnik machte aus ihm quasi über Nacht wieder einen lokalen Bastler. Er wurde dann vorübergehend Vorsitzender des Erfinderverbandes und später Abgeordneter bei den „Republikanern“.

Als der Weddinger Erfinder Dieter Binninger seine unsterbliche Glühbirne, die „Langlebensdauerglühlampe“, patentieren lassen wollte, was ihm aufgrund etlicher Osram-Einwände mißlang, half Erfinderberater Bogen mit Patentamtswissen und Formuliergeschick aus. Dafür gehörte ihm dann das Patent (DE 3001 755 C2) zur Hälfte mit.

Nachdem Binninger vor zwei Jahren mit dem Flugzeug abgestürzt war, geriet seine Glühbirnenerfindung langsam in Vergessenheit: Zwar testet die BeWag sie munter weiter (sie brennen dort ununterbrochen seit 1981), aber Binningers kleine Kreuzberger Lampenfabrik, mit dem einzigen Arbeiter, Herrn Weinstock aus Warschau, stand quasi still. Nun sucht Patenterbin Frau Binninger Käufer für die Maschinen (die Fabriketagenmiete wurde verdreifacht), auch das Restlager mit unsterblichen Binninger-Birnen will sie auflösen. Um den Maschinenverkauf kümmert sich eventuell Narva-Priamos-Betriebsrat Diehle, der sowieso für den Narva-Maschinenverkauf zuständig ist. Daneben vielleicht auch die Ex-Merkur-Geschäftsführerin und trinkfeste Treuhand-Managerin Bruns. Die Birnen nimmt hoffentlich das Designerbüro Stiletto, das etliche teure Lampenobjekte, darunter auch ein düsentriebsches Helferlein, im Angebot hat und dafür die Birnen (eine kostet 4 Mark) schon seit längerem verwendet. Interessierte Jungunternehmer können sich trotzdem noch bei Frau Binninger melden: 465 90 14.

Das ist in etwa der Stand der Dinge. Erwähnt sei noch, daß Binningers chinesische Büropartnerin, Miß Zhu, mit der sich interessante Ost-West-Licht-Kooperationen angebahnt hatten, wegen Eifersüchteleien und Intrigen eines Kollegen in ihrem Pekinger Hauptquartier, im Außenhandelsministerium, nicht mehr nach Deutschland darf und dieser Kontakt deswegen jetzt auch langsam abstirbt.

Nun kommt aber plötzlich Wolfgang Bogen wieder an: Diesmal ist es sein Patent (was ihm keiner übelnimmt, im Gegenteil!). Die Idee, die er damit öffentlich verknüpft, ist auch nicht seine: Auf der Grundlage eines Monopolvertrags zwischen Senat und Siemens, der den Steuerzahler zig Millionen kostet, wechseln 140 orangene Siemens-Mitarbeiter tagaus, tagein die kurzlebigen Osram-Birnen in sämtlichen Ampelanlagen der Stadt aus. Mit – nunmehr Bogens – „Langlebensdauerglühlampen“ wäre das alles sehr viel billiger, freilich würden auch wieder ein paar Leute mehr arbeitslos. Da der Senat aber sparen und deswegen alle Industrie- Knebelverträge aus goldenen Westberlinzeiten überprüfen muß, kam Bogens Vorschlag zumindest in der Springer-Presse gut an. Sie fotografierten ihn sogar, mit seiner Birne in der linken und einem „Long Life Modul“ in der rechten Hand vor einer Ampel, exakt genauso, wie sie sieben Jahre zuvor Dieter Binninger immer vor seiner Kudamm-Mengenlehre-Uhr stehend abgebildet hatten. Dazu diesmal aber noch ein sehr schönes Statement von Siemens-Direktor Peter Schwerg, das dem wackeren republikanischen Kämpfer gegen großdeutsche Elektrokonzerne zu denken geben müßte: „Wenn die Berliner Ampeltechnik weiter federführend sein soll, muß die Reinrassigkeit erhalten bleiben!“ – Ein son of a bitch am point of sale, dieser Schwerg. Helmut Höge

Wird fortgesetzt