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: Wütend auf Daddy

„Mißbraucht“, Donnerstag, 21.15 Uhr, RTL

Freßorgien vorm Kühlschrank, Vitamine aus der Dose, der Vorspann läßt keinen Zweifel: Hier soll ein Kind geboren werden. Aber schon wenige Stunden nach der Geburt von Tochter Jaqueline beginnt für Veroncia der 90minütige Alptraum „Mißbraucht“. Das Kind will sich nämlich partout nicht stillen lassen. Die verunsicherte Mutter vertreibt sich die Zeit mit blutroten Alpträumen, und Opa Malcolm knutscht und herzt sich so penetrant durch seine weibliche Nachkommenschaft, daß einem die eingeschobene Labello-Reklame „Küß mich“ geradezu obszön vorkommt.

Gnadenlos wird zum „schlagzeilenträchtigen Thema“ Mißbrauch (RTL-Programm-Info) ein Stereotyp nach dem anderen abgespult: Opa ist natürlich ein verdienter Ehrenbürger, und außer Veronica, die nun auch tagsüber nur noch rot sieht, will niemand mehr über das reden, was vor 30 Jahren auf Pappas Couch geschah. Mühsam schleppt sich die Erinnerungsarbeit von Werbeblock zu Werbeblock, bis endlich Schwester Becky auspackt: „Hoppe-Hoppe-Reiter“, habe der Vater immer mit seinen Töchtern gespielt, und deshalb mußte Becky später jahrelang Drogen nehmen, Männer verschleißen und ihre Familie mit Abwesenheit strafen.

Jetzt könnten Veronicas Alpträume doch eigentlich verschwinden, dürfte die US-Produktion ein würdiges Soap-opera-Ende nehmen. Aber erstens muß Dr.Oetker noch seinen „russischen Zapfkuchen“ mit Onkel Michaels Geburtstag bewerben (Kleine Kinder auf alten Schößen), und zweitens hat Daddy, auf den Veronica inzwischen total wütend ist, derzeit viel Freude an seiner fünfjährigen Enkelin Christy. Drei Fragen benötigt ihre Mutter, bis die Kleine mit ihrem schrecklichen Geheimnis herausrückt. Viele Therapeutinnen wären froh, so schnell zur unangreifbaren Diagnose zu kommen.

Nun also muß Opa doch noch büßen: Der Familienrat beschließt, den alten Mann anzuzeigen, („das sind wir Christy schuldig“), der sich der gerechten Strafverhandlung schnöde durch Herzinfarkt entzieht. „Ihr wart mein Stolz und meine Freude“, haucht Malcolm unfreiwillig doppeldeutig durch das Beatmungsgerät und mutiert scheinheilig vom Täter zum Opfer. Am Ende aber ist wenigstens für Veronica die Welt wieder in Ordnung: Das Baby saugt nun friedlich. Klaudia Brunst