■ Tour d'Europe
: Organe im Handel

Der Transfer zwischen menschlichen Körpern und Körperteilen ist ohne eine umfassende Vernetzung von Daten, Technologie und Ressourcen undenkbar. Einen exklusiven Status nehmen hier die nationalen und internationalen Datenbanken ein, die die von den Kliniken gemeldeten medizinischen Daten erfassen und auf Anfrage vermitteln. Die „Eurotransplant Foundation“ in Leiden (Niederlande) wurde bereits 1967 gegründet. Datenbanken existieren weiterhin in Frankreich (France- Transplant), in Großbritannien (UK-Transplant), in Skandinavien (Skandinavia-Transplant) und in der ČR (Inter-Transplant). Darüber hinaus vernetzt das US-amerikanische „United Network for Organ Sharing“ (UNOS) landesweit die Daten von mehr als 140 Transplantationszentren, die ihrerseits wiederum den regionalen Datenbanken angeschlossen sind. Alle genannten Datenbanken sind untereinander vernetzt. Die Organe eines Menschen werden auf diese Weise grenz- und kontinentüberschreitend verfügbar. Transfers, die Eurotransplant nicht gemeldet werden, finden für diese nicht statt. Was sich hinter den offiziellen Daten verbirgt, bleibt so geheimes Wissen der Zunft.

Wer sich orientieren will, stößt unvermutet auf ein Kartell, das nur dem einen Ziel verpflichtet zu sein scheint: die Transplantationsmedizin organisatorisch wie propagandistisch zu unterstützen. So koordiniert das „KfH Kuratorium für Dialyse- und Nierentransplantation“ in Neu-Isenburg zum einen sämtliche Dialysezentren in der Bundesrepublik, für deren finanzielle und organisatorische Ausstattung es sorgt, zum anderen jedoch auch den „Arbeitskreis Organspende“ und die als gemeinnützig anerkannte „Deutsche Stiftung Organtransplantation“. Deren Publikationen erscheinen allerdings nicht samt und sonders unter dem Signum KfH, sondern als eigenständige Veröffentlichungen scheinbar unabhängiger Verbände. Ganz wild wird es da, wo eine einzige Broschüre („Ethik und Organtransplantation“) als Sonderdruck des Arbeitskreises Organspende erscheint – gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, herausgegeben von der Gesellschaft Gesundheit und Forschung e.V. in Frankfurt. Auch die Kirchen wollen dieser Eintracht nicht nachstehen: Ihre im Handstreich verfaßte Erklärung, in der sie die Organspende als „Akt der Nächstenliebe“ andienen, ist ebenfalls als Sonderdruck des Arbeitskreises Organspende, gefördert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, verfügbar, während die Kirchen selbst bescheiden nur als Herausgeber fungieren.

Wer sich dem propagandistischen Zugriff des KfH nicht nähern will, mag sich an die Kontaktstelle Organspende, Postfach, 48722 Billerbeck, wenden. Dort kann um Informationen, Rat und Hilfe gefragt werden, ohne daß dahinter das Interesse steht, nur das eine zu wollen: menschliche Körper und Körperteile zum Zwecke der Transplantation.Gisela Wuttke