Adolf, der Falsche

■ Eskapaden eines CDU-Abgeordneten

Bonn (taz) – In einen bizarren Fälschungsskandal ist der christdemokratische Bundestagsabgeordnete Adolf Herkenrath aus Siegburg bei Bonn verstrickt. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit“, so das Gutachten eines vereidigten Schriftsachverständigen, fälschte der Parlamentarier eine anonyme Mitgliederbefragung des Stadtverbandes Siegburg zur Nachfolge Herkenraths im Bundestag. Ein kleiner Fleck, entstanden beim Kopieren der Antwortbögen, ließ den Schwindel auffliegen. Die manipulierten Stimmzettel plädierten für Herkenrath oder seine Mitarbeiterin im Bundestagsbüro.

Bislang konnte der 65jährige Diplom-Landwirt den Fälschungsverdacht nicht glaubhaft entkräften. „Irgendwer will mir schaden, und der muß ermittelt werden“, hatte er das Anfang November erstellte Gutachten zunächst kommentiert. Sollte eine zweite graphologische Untersuchung ihn ebenfalls belasten, werde „wahrscheinlich der Staatsanwalt gegen die Gutachter vorgehen müssen“.

Wenige Tage später erklärte der Bundespolitiker dann, der Trick mit den fotokopierten Fragebögen sei einer launigen Stammtischrunde entsprungen, deren Mitglieder er zwar kenne, die er aber nicht verraten wolle. Gegenüber dem Kreisvorsitzenden Heinz-Josef Nüchel nannte Herkenrath schließlich doch eine Handvoll Personen, die ihre Beteiligung an der Manipulation indes bestritten haben sollen. Auch Kreis-Parteichef Nüchel vermochte den Fall seither nicht aufzuklären: Auf Anraten seines Anwaltes entschloß sich Herkenrath letzte Woche, die angekündigten Schriftproben zur Erstellung eines zweiten Gutachtens lieber doch nicht beizubringen.

Tags zuvor war der MdB aus der Siegburger CDU ausgetreten, um sich und seinem Stadtverband „weitere Peinlichkeiten zu ersparen“. Sein Bundestagsmandat will er weiterhin wahrnehmen. Bernd Neubacher