Nicht besser, nur konzentrierter?

■ Ersatzgeschwächter HSV vergrützt in Kaiserslautern 0:3

Michael Kostner's herausragende Eigenschaft war schon im Dress des 1. FC Saarbrücken das Betätigen seiner großen Klappe. „Ich bin der beste Libero der Bundesliga“, tönte er in Richtung Berti Vogts und begehrte den Platz vor Andreas Köpcke bzw. Bodo Ilgner.

Nach dem 0:3 beim 1. FC Kaiserlautern verkannte der gebürtige Hesse ein weiteres Mal die Realität. „Die waren nicht besser als wir, nur konzentrierter“, übersah er prompt, daß der 1. FCK nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Abwehr in der Folge den HSV klar beherrschte.

Bei eisigen Temperaturen vor 34.621 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion versäumten es die Hamburger, nach 16 Minuten in Führung zu gehen. Carsten Bärons Schuß nach tollem Anspiel mit Jörg Albertz schlug Martin Wagner im letzten Moment noch von der Linie. Eine vergebene Groß-Chance, die den bis dahin verunsicherten 1. FCK aufbaute. Ein Freistoß des überaus genialen Schweizers Ciriaco Sforza streifte zwar noch knapp am Pfosten vorbei, doch in der 33. Minute staubte er nach einem erneuten Freistoß von Wagner zum 1:0 ab, als Richard Golz nur abklatschen konnte. Nur zwei Minuten später war Miroslav Kadlec an der Reihe. Erneut Freistoß, der zunächst abgeblockt wurde, doch als Jürgen Hartmann die Mauer öffnete, hieß es 2:0 durch den Tschechen.

Sechs Minuten vor der Pause patzte Stefan Schnoor gegen seinen Namensvetter Kuntz, der geschickt das 3:0 Endergebnis besorgte. Die Hamburger durften gar froh sein, daß sie beim Pausenpfiff von Schiedsrichter Aron Schmidhuber nicht noch mehr Tore kassiert hatten.

Sie, die in den 13 Jahren zuvor nur ein einziges Mal Betzenberg unterlegen waren (0:1 im Lauterer Meisterjahr), probierten es dann mit Yordan Letchkov, der aber „einfach platt war“ (Benno Möhlmann).

Vor den Augen seines einstigen Weltklasse-Torhüters Ronnie Hellström und des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Rudolf Scharping (“der 1. FCK ist in der Form des Meisterjahres“) spielte der 1. FCK den HSV an die Wand, ohne diese Überlegenheit auch in Toren auszudrücken. So ergingen sich die FCK-Fans aus der Westkurve in Hohn und Spott und trafen mit niederträchtigen „HIV“-Rufen einen abscheulichen Ton.

Mit Ivanauskas, Babbel und Kober, die auf dem Betzenberg fehlten, wird der HSV wohl weiter vorne mitmischen, um gemeinsam mit dem 1. FCK, den Bayern und einem ganzen Quintett weiterer Verfolger Klaus Toppmöller und seine entzauberten Frankfurter von der Tabellenspitze zu verdrängen.

Günter Rohrbacher-List