Weg mit der Pseudodemokratie

■ StudentInnenschaft gründete sich und fordert mehr Demokratie für die Universität

Berlin (taz) – Die StudentInnen melden sich als kollektive Akteure zurück. Am Wochenende gründeten Studierende in Hürth bei Köln einen „freien zusammenschluß von studentinnenschaften“. Der Dachverband wolle die Stimme der Studierenden „stärker als bisher in die öffentliche Diskussion bringen“, erklärte dessen Sprecher Ted Thurner, ein Politikstudent der Universität Hannover.

Eine sinnvolle Hochschulreform könne es nur geben – so die Position des „freien zusammenschlusses“ –, wenn die katastrophale Unterfinanzierung der Hochschulen und deren pseudodemokratische Strukturen beseitigt würden. In den Selbstverwaltungsgremien der Unis haben die Professoren seit Anfang der 70er Jahre eine garantierte absolute Mehrheit. „Wie realistisch diese Forderungen sind, das muß man noch sehen“, sagte Thurner gestern gegenüber der taz. Es müsse aber endlich anerkannt werden, „daß Bildung Geld kostet“. Konkret fordert der „freie zusammenschluß“ 50.000 neue Stellen für WissenschaftlerInnen an den Hochschulen.

Ob der neue Verband ein Dach über die StudentenInnenschaften der 250 deutschen Hochschulen spannen kann, muß sich erst zeigen. Am Wochenende im kölnischen Hürth waren zwar 50 Studentenvertretungen anwesend. Davon wollen zunächst zehn formell beitreten, darunter die Universitäten Düsseldorf, Heidelberg, Karlsruhe und Konstanz. Bei einer Reihe von Unis gibt es Vorbehalte gegen das „starke Vertretungsorgan“, hieß es. Das ist ein fünfköpfiger Vorstand, der kollektiv arbeitet.

Der „freie zusammenschluß von studentinnenschaften“ tritt die Rechtsnachfolge der nun aufzulösenden FKS an, des Dachverbandes der deutschen Fachhochschulen. Die FKS war nach dem Kollaps der Vereinigten Deutschen Studentenschaften (vds) 1990 und der versuchten Ausweitung der ostdeutschen „Konferenz der Studentenräte“ auf den Westen lange das einzige kollektive Sprachrohr der Studierenden. cif