: Premiere der New Opera Box mit Frank Tooveys Oper„Ubu“ in der Opera Stabile
Gnadenlos ist der Einbruch der Bläser in die schwarze Stille, schrillste Töne stechen dem Besucher schmerzhaft vom links und rechts neben der Bühne plazierten Orchester in die Ohren. Dann reißt König Ubu (Wilbur Pauley) das Maul auf und seiner Kehle entfährt ein Schrei, der irgendwo zwischen Indianergeheul und Polizeisirene anzusiedeln ist. Andrew Tooveys Oper Ubu beginnt, daß einem Hören und Sehen vergehen könnte, wäre es nicht zu schade drum: Willkommen im Land der Unflätigkeiten und des Chaos. Alfred Jarry, dessen Drama Ubu Roi dem Libretto der Oper zugrunde liegt, schrieb das skandalerregende Stück noch als Gymnasiast. Es enthält denn auch alles, was Pubertierende lachen läßt: Vor allem Erwachsene, die sich durchgehend als Idioten entpuppen, viele Tote und noch mehr Schimpfworte. Isabelle Mc-Ewens comic-hafte Inszenierung der Oper ist so nur folgerichtig. Grelle Farben und eindeutige Zeichen beherrschen das Bild, schnelle Szenenfolgen bestimmen das slapstickartige Geschehen. Während das bläser- und schlagzeugdominierte kleine Orchester alles in Töne zerlegt, was zwischen Klassik, Musical und Minimal Musik zu haben ist, lassen die sieben Sänger ihre Stimmen gekonnt zwischen tiefem Keller, hohem C und Rülpsern springen. Ein ebenso anstrengender wie amüsanter Abend in der Opera Stabile.
Christiane Kühl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen